Ein Drittel der Regenwurmarten in Deutschland steht auf der roten Liste der bedrohten Arten. Die Gründe sind meist menschengemacht.
Wenn wir an Tierarten denken, die vom Aussterben bedroht sind, denken wir vielleicht an Pandas, Nashörner, vielleicht noch an den Feldhamster oder Laubfrosch. An Regenwürmer denken wir wohl eher nicht.
Ein Drittel der Regenwurmarten steht auf der Roten Liste
Das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz hat 2016 eine Art Volkszählung bei Regenwürmern durchgeführt. Und die Ergebnisse dieser Volkszählung waren nicht gerade erfreulich, sagt Biologe Mario Ludwig: "Von den insgesamt 47 in Deutschland vorkommenden Regenwurmarten stehen 16 auf der Roten Liste der bedrohten Arten. 14 gelten als sehr selten, zwei werden sogar der Kategorie 'ausgestorben' oder 'bestandsgefährdet' zugeordnet. Für vier Arten gibt es zu wenige Daten."
Zwar seien noch weitere Studien dringend nötig, um den Rückgang der Regenwürmer zu belegen, so Mario Ludwig. Die Untersuchung des Senckenberg Museums für Naturkunde würden aber gestützt durch Zahlen aus einer Studie des WWF.
Der Feind des Regenwurms ist der Mensch
Der größte Feind des Regenwurms scheint der Mensch zu sein. Naturschützer machen für den Rückgang des Regenwurms vor allem die Verknappung seines Lebensraumes verantwortlich. Laut Umweltbundesamt werden in Deutschland Tag für Tag rund 80 Hektar – das sind 120 Fußballfelder – unbebauter Boden in bebaute oder anderweitig genutzte Flächen umgewandelt. Und wenn dann der Boden versiegelt ist, können Regenwürmer darunter kaum noch leben. Andere Gründe liegen in der Landwirtschaft. Pflügen und Düngen mit Gülle bekommt den Regenwürmern nicht sonderlich, sagt Mario Ludwig.
"Beim Pflügen werden Regenwürmer zerschnitten. Gülle wiederum enthält viel Ammoniak und das verätzt ganz massiv die Haut von Regenwürmern."
Was den Regenwürmern aber ganz besonders zusetzt, ist die Wirkung von Pestiziden, Insektenschutzmitteln und Herbiziden, zum Beispiel Pflanzenschutzmitteln wie Glyphosat.
Super Bio-Dünger: Regenwürmer sind wichtig für die Erde
Dabei sind Regenwürmer wirklich wichtige Tiere, weil sie für die Bodenqualität von Gärten, Wiesen und Feldern unverzichtbar sind. Regenwürmer sorgen im Boden dafür, dass die Pflanzen wachsen können, denn durch das Graben ihrer unterirdischen Gänge lockern Regenwürmer den Boden auf und sorgen dadurch für eine gute Durchlüftung.
Zudem ist der Kot der Regenwürmer ein sehr guter Bio-Dünger. Die Ausscheidungen enthalten rund siebenmal mehr Nährstoffe als normale Gartenerde. Wer also viele Regenwürmer im Garten hat, dürfte sich auch über einen sehr ertragreicher Boden freuen.
Rettung möglich durch Änderungen in Bau- und Landwirtschaft
Den Regenwurm zu retten, wäre im Prinzip nicht allzu schwer, sagt Biologe Mario Ludwig. Denn Regenwürmer lassen sich relativ leicht züchten und in neuen Gebieten ansiedeln. Wichtig ist aber, dass sie Orte haben, an denen sie sich ausbreiten können. Erste Schritte, die Flächenbebauung beispielsweise zu reduzieren, seien schon geplant, sagt Mario Ludwig: "Die Bundesregierung will die Neuversiegelung der Böden bis zum Jahr 2020 von derzeit 80 auf dann nur noch 30 Hektar am Tag reduzieren." Ergänzend müsste zur Rettung des Regenwurms natürlich auch der Gebrauch von Gülle, von Pestiziden und Herbiziden wie Glyphosphat drastisch reduziert werden.