Regenwasser nachhaltig nutzen: Das ist das Ziel einer Schwammstadt. Ähnlich wie ein Schwamm sollen Grünflächen Regenwasser aufsaugen und mithilfe von unterirdischen Auffangbecken zwischenspeichern. Die Schwammstadt "Rummelsburger Bucht" in Berlin zeigt: Der Schwamm-Effekt funktioniert auch bei Starkregen.

Die letzten Sommer in Deutschland waren geprägt von langen Trockenphasen, auf die starke Regenfälle folgten. Keller, U-Bahnhaltestellen, Geschäfte wurden überschwemmt – und danach war das Wasser wieder weg. Seitdem die Folgen des Klimawandels immer deutlicher werden, entwickeln Stadtplanerinnen und Stadtplaner neue Konzepte, um beispielsweise Regenwasser nachhaltig wiederzuverwerten.

Eine Idee ist, Wohngebiete als sogenannte Schwammstädte anzulegen: Ähnlich wie ein Schwamm soll das Regenwasser zwischengespeichert werden, um es bei Bedarf zu benutzen. Im Sommer sollen Grünflächen dann bei hohen Temperaturen vor dem Austrocknen geschützt und Überschwemmungen gleichzeitig vermieden werden.

"Die Versickerungsmulde ist ein wichtiges Element der Regenwasserbewirtschaftung, wo das Regenwasser hineinlaufen kann, um nach und nach in den Boden zu versickern."
Grit Diesing, Stadtplanerin bei der Berliner Regenwasseragentur

Möglich ist der Schwamm-Effekt durch das Anlegen von tiefergelegten, wannenförmigen Grünflächen: den Versickerungsmulden. Statt das Regenwasser über die Kanalisation aufzufangen und abzuleiten, wird es unter den Grünflächen in einem Speicherraum zurückgehalten und zeitverzögert in den Boden abgegeben. Das Ergebnis: Das Grundwasser wird durch das Regenwasser angereichert und der natürliche Wasserhaushalt unterstützt, erklärt Stadtplanerin Grit Diesing.

Versickerungsmulden der Rummelsburger Bucht in Berlin
© Ivy Nortey
Die Versickerungsmulden in der Rummelsburger Bucht in Berlin
"Die gesamte Rummelsburger Bucht ist komplett abflusslos. Es gibt hier also keine Regenwasserkanäle, wie das sonst so üblich ist."
Grit Diesing, Stadtplanerin bei der Berliner Regenwasseragentur

Mithilfe der Schwammstadt werden große Wassermassen, zum Beispiel durch Starkregen, nicht mehr ungefiltert über die Kanalisation in Flüsse und Seen geleitet.

Regenwasser aufsaugen und Städte begrünen

In Berlin gilt beim Bau eines neuen Wohngebiets demnach: Das Einleiten von Regenwasser in die Kanalisation ist verboten, es muss auf andere Maßnahmen ausgewichen werden.

In vielen Vierteln entstehen daher Schwammstädte – wie in der Rummelsburger Bucht. In diesem Wohngebiet habe sich in den letzten Jahren gezeigt: Kam es zu Starkregen, konnte das Regenwasser zurückgehalten werden, berichtet Grit Diesing. Zu Überschwemmungen sei es dort nicht gekommen, der Schwamm-Effekt habe somit funktioniert.

Ganz Berlin als Schwammstadt umzubauen, sei aber nicht realistisch, erklärt der Pressesprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan Natz.

Shownotes
Nachhaltiges Bauen
Die Stadt wird zum Schwamm
vom 02. Januar 2020
Moderator: 
Christoph Sterz
Autorin: 
Ivy Nortey, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin