Psychotherapeut werden funktioniert bislang so: erst Psychologie studieren, dann Zusatzausbildung. Und am Ende hat man meist Schulden angehäuft. Das soll sich ändern. Der Bundestag beriet gestern Abend (9. Mai) über einen Gesetzesentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn.
Das Studium der Psychologie dauert fünf Jahre, die Ausbildung mindestens drei Jahre. Dann erfolgt die Approbation, also die Prüfung und offizielle Erlaubnis zur Ausübung des Heilberufes. Die Weiterbildung dient unter anderem der Spezialisierung auf Verfahren wie Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse. Oder dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychotherapie - dafür kann statt eines Psychologie- auch ein Pädagogikstudium vorliegen.
Hungerlohn trotz Psychologie-Studium
Klingt erst einmal nicht so schlimm, doch das Problem ist, dass die Ausbildung zwischen 20.000 und 60.000 Euro kostet. Zusätzlich zahlen die Kliniken, in denen die angehenden Psychotherapeuten ihre Ausbildung machen, wenig bis nichts - und das trotz Psychologie-Studium. Häufig müssen sich Leute während ihrer Psychotherapieausbilung verschulden.
Deshalb soll sich die Psychotherapieausbildung ändern. Gesundheitsminister Jens Spahn legte dem Bundestag einen Gesetzesentwurf vor, mit dem er die Ausbildung reformieren will.
"Jens Spahn will die Ausbildung ganz neu regeln. Insgesamt ist das schon eine deutliche Aufwertung der Psychotherapie."
"Es soll ein eigenes Studienfach Psychotherapie geben", erklärt Frank Capellan aus unserem Hauptstadtstudio die Pläne Spahns. Der Studiengang soll drei Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master umfassen. Direkt im Anschluss findet die staatliche Prüfung statt. Wer diese besteht, erhält seine psychotherapeutische Approbation. Das ist wichtig, denn auch an das Studium der Psychotherapie schließt sich die weitere Ausbildung an ambulanten und stationären Einrichtungen an. Doch mit der psychotherapeutische Approbation können die Auszubildenden schon Geld verdienen, wenn sie Patienten behandeln.
Den neuen Studiengang soll es schon ab 2020 geben
Jens Spahn will, dass die Reform möglichst schnell umgesetzt wird. Im Wintersemester 2020 soll es den neuen Studiengang schon geben. Die Reform soll auch schnell kommen, denn es fehlen psychotherapeutische Angebote. "In ländlichen Regionen wartet man jetzt schon vier bis fünf Monate auf einen Termin", sagt Frank Capellan.
Doch ob das so schnell geht, muss sich zeigen. Es geht auch um die Frage, wer und wie für die Psychotherapeuten in Weiterbildung für ihre Arbeit an den Kliniken oder an den Ambulanzen der Institute die Gehälter finanzieren soll. Außerdem muss auch der Bundesrat dem Gesetz zustimmen, denn die Ausbildung wird von den Ländern organisiert wird.