Neues Jahr, neue Regierung, neue Regeln: 2022 soll nachhaltiger werden. Zum Bespiel durch mehr Recycling.
Deutschland soll mehr recyceln: Statt nur zu 85 Prozent sollen beispielsweise Aluminium, Papier und Glas ab 2022 zu 90 Prozent recycelt werden. Auch bei Getränkekartons und Kunststoffen steigt die Quote. Das ist ein guter Schritt, aber noch keine langfristige Lösung, findet Experte Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Energie, Umwelt:
"Ein Drittel der Kunststoffverpackungen kann nicht recycelt, sondern nur verbrannt werden. Deshalb reicht eine Recyclingquote nicht – wir müssen daran arbeiten, Verpackungen an sich besser zu gestalten."
In Deutschland wird relativ wenig Müll auf Deponien abgeladen und verbrannt. Tatsächlich wird bereits viel Abfall in Recyclingmaschinen gesteckt – das bedeutet aber nicht, dass sich davon tatsächlich alles recyceln lässt. Derzeit werden nur rund 15 Prozent der Kunststoffe tatsächlich recycelt.
Zu viele gleichzeitig verarbeitete Kunststoffe
Das Problem: Eine Verpackung besteht oft nicht nur aus einem Kunststoff, sondern aus vielen verschiedenen Kunststoffen, die sich nicht einfach wieder trennen lassen.
So bestehen manche Verpackungen aus bis zu zwölf verschiedenen Folien. Diese Folien wieder zu trennen, würde so viel Energie verbrauchen, dass es sich nicht lohnt, die Kunststoffe wiederzuverwerten. Das bedeutet: Stattdessen wird lieber neuer Kunststoff verwendet, und der alte wird verbrannt.
"Die Erhöhung der Recyclingquoten ist sinnvoll, weil wir dadurch hoffentlich mehr Recycling-Technik einsetzen. Sie löst das Problem aber nicht."
Henning Wilts begrüßt die Erhöhung der Recyclingquoten, denn so wird weniger Müll verbrannt. Allerdings lassen sich die erhöhten Recyclinquoten nicht so leicht umsetzen. Sinnvoll wäre es deshalb, vor allem etwas am Produktdesign zu ändern, damit die Verpackungen sich besser recyceln oder überhaupt recyceln lassen.
Anderes Produktdesign wäre machbar
An dem nötigen Wissen fehlt es nicht. Der Experte erklärt, dass umweltfreundlichere Verpackungen technisch machbar wären. Doch die Umsetzung scheitert oft an der Frage des Geldes. Deshalb sieht das neue Gesetz vor, Unternehmen die auf sinnvolle Verpackungen setzen, zu belohnen.
Immer noch geht ein großer Teil des deutschen Plastikmülls ins Ausland. Doch immer weniger ausländische Unternehmen wollen den deutschen Müll, weil er sich so schlecht recyceln lässt. Die Hoffnung des Experten: Die Recyclingquoten könnten immerhin einen Anreiz schaffen, neue Technologie zu entwickeln und Verpackungen klimafreundlicher herzustellen.
Was sich 2022 sonst noch ändert
1. Anstieg des CO2-Preises
Der Ausstoß von CO2 soll teurer werden. Seit dem Jahreswechsel beträgt die Gebühr dreißig Euro pro Tonne CO2.
Betroffen sind von der neuen Regelung besonders Unternehmen wie Fluggesellschaften, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten. Trotzdem: Auch Verbraucher*innen werden davon wohl etwas spüren, zum Beispiel durch leicht erhöhte Ticketpreise. Expert*innen gehen davon aus, dass sowohl die Spritpreise um durchschnittlich 1,5 Cent steigen werden als auch die Gaskosten bei Öl- und Gasheizungen.
2. Einheitliches Pfandsystem
Ab 2022 heißt es: 25 Cent Pfand auf alle Getränkedosen und Flaschen aus Einwegplastik – ohne Ausnahmen für etwa Eistee- oder Saftflaschen oder Milchmischgetränke.
3. Endgültiges Aus der Plastiktüten
Auch wenn es oft schon Thema war und irgendwie nicht so richtig umgesetzt wurde: Ab diesem Jahr sollen nun tatsächlich fast alle Plastiktüten aus den Supermärkten verschwinden.
Ausnahmen gibt es immer noch: Zum einen dürfen die besonders stabilen Mehrwert-Kunststofftüten noch angeboten werden. Zum anderen dürfen auch immer noch die dünnen Plastikbeutel in den Obst-und Gemüseabteilungen kostenlos ausliegen. Seit die normalen Plastiktüten verpflichtend Geld kosten müssen, ist der Verbrauch an den kleinen Beutelchen gestiegen.
4. Elektroschrott-Rückgabe
Kleine Elektrogeräte wie beispielsweise Rasierer oder elektrische Zahnbürsten können ab sofort in jedem Supermarkt und Discounter abgegeben werden – egal, ob sie in diesem Laden gekauft wurden oder woanders. Auch online müssen die Händler eine einfache Lösung anbieten.
Diese neue Verordnung greift nicht bei großen Elektrogeräten wie Kühlschränken oder Fernseher. Dort gilt nach wie vor, dass sie nur dort hingebracht werden können, wo sie auch gekauft wurden. Smartphones und Notebooks sind von der Rückgabemöglichkeit ausgenommen.