Rechtsradikale Aktivisten haben den Bundestagswahlkampf beeinflusst. Unterstützung hatten sie dabei von Social Bots. Das zeigen Daten aus einem Netzwerk, aus dem solche Kampagnen gesteuert wurden.
Recherchen von ARD-Faktenfinder, WDR, dem Institute for Strategic Dialogue sowie den "Alt Right Leaks" deuten auf eine Plattform hin, die sich Reconquista Germanica nennt, sagt Paul Vorreiter aus unserem Hauptstadtstudio. Die Plattform soll über eine Chat-Plattform namens Discord gelaufen sein – die sich eigentlich an Gamer richtet.
Für Reconquista Germanica sollen Mitglieder rechtsextremer Netzwerke und Parteien rekrutiert worden sein - insgesamt bis zu 5000 Nutzer. Auf Reconquista Germanica herrschte demnach ein militärischer Umgangston. Es gab Gefreite und Offiziere, die Befehle zur Manipulation im Netz gaben, sagt Paul Vorreiter. Im Anschluss wurde bewertet, wie gut oder schlecht eine Aktion verlaufen war.
Bei den Aktionen ging nach den Recherchen darum, negative Kommentare abzugeben, eigene Inhalte zu pushen oder zu retweeten oder sich als Syrer in Kommentarspalten auszugeben und dort zu behaupten, dass Syrien wieder sicher sei.
Mittlerweile musste Reconquista Germanica umziehen, weil Discord sie geschlossen hat. Und auch Youtube hat den Kanal für Nutzer in Deutschland gesperrt.
Hasskommentare und Hashtags
Während des Bundestagswahlkampfs gab es nach den Recherchen zwei Aktionen, die besonders hervorstechen. Zum einen ging es darum, Videos von Politikern von Parteien wie den Grünen, der SPD oder der Linkspartei mit Hasskommentaren zu überziehen und negativ zu bewerten. Und dann entwickelten die Rechten während des TV-Duells zwischen Angela Merkel und Martin Schulz neue Hashtags wie #verräterduell oder #nichtmeinekanzlerin – um Stimmung gegen die beiden Politiker zu machen. Unter diesen Hashtags waren dann Parolen wie "Altparteien = Volksverrat" zu finden.
Auch auf Youtube ist die Plattform aktiv: Sie liked Videos der Identitären Bewegung oder attackiert Videos und Kanäle von Internet-Celebrities wie LeFloid oder das Angebot öffentlich-rechtlicher Sender. Hier werden vor allem Sendungen wie die Heute Show, Panorama oder Extra 3 zur Zielscheibe, sagt Paul.