In Deutschland gibt es ganze Dörfer und Stadtteile, in denen wenige Rechtsextreme der restlichen Bevölkerung sagen, was zu passieren hat. Einige fühlen sich auch legitimiert, Gewalt auszuüben. Wir haben ein solches Dorf besucht.
Das kleine Dorf Jamel in Mecklenburg-Vorpommern gilt als beliebte Wohnstätte für Nazis. Die knapp 40 Einwohner haben aus ihrem Dorf eine Art Freilichtmuseum des Nationalsozialismus gemacht: Runen hier, ein Außengrill in Form eines KZ-Verbrennungsofens da. Auf einer Scheunenwand steht "Dorfgemeinschaft Jamel - frei - sozial - national". Ein Wegweiser zeigt in Richtung Hitlers Geburtsstadt Braunau.
"Wir leben hier in einer ständigen latenten Bedrohungssituation - psychologisch als auch körperlich."
Birgit und Horst Lohmeyer sind Einschüchterungen gewohnt: Eine tote Ratte im Briefkasten, ein Tierkadaver im Vorgarten, ein Kaufangebot für ihr Haus mit den Worten: "Entscheiden Sie sich, solange sie noch können." 2011 bekam das Ehepaar den Paul-Spiegel-Preis für Zivilcourage - für das von ihnen organisierte Musikfestival "Jamel rockt den Förster", das sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit richtet.
"Die gesamte Gesellschaft hier ist durchsetzt mit rechtsextremer Symbolik - und auch mit rechtsextremen Taten."
Jamel ist kein Einzelfall. Rund 300 Kilometer weiter östlich, in Vorpommern, leben Claudia und Thomas Feldmann (Namen geändert). Seit sie vor einigen Jahren aus Berlin in die vorpommersche Provinz gezogen sind, ist ihnen auf den Nummernschildern der Autos merkwürdig oft die 88 aufgefallen - ein Code aus der rechten Szene.
"88 steht für HH, also Heil Hitler."
- Der "Happy Holocaust"-Grill | vice.com
- Im Dorf der Intoleranz | ndr.de
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