Im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat die Rebellengruppe M23 die Stadt Goma, Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, eingenommen. Hunderttausende Menschen müssen ihre Heimat verlassen. Bei dem Konflikt geht es unter anderem um Rohstoffe wie Gold und Coltan.
Die Rebellengruppe M23 ist eine Miliz, die sich vor 13 Jahren zusammengeschlossen hat. "Sie besteht zum großen Teil aus Tutsi, also einer Volksgruppe. Und es gab von Anfang an Berichte, dass sie aus Ruanda unterstützt wird", sagt Antje Diekhans, Korrespondentin für Zentral- und Ostafrika. Untersuchungen der Vereinten Nationen bestätigen diese Berichte.
Warum das Nachbarland Ruanda ein Interesse hat, die Tutsi-Rebellen im Kongo zu unterstützen? Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Konflikt zwischen Tutsi und Hutu
Am 7. April 1994 begann in Ruanda ein brutaler Bürgerkrieg, der in einen Völkermord mündete. Radikale Hutu-Milizen töteten mehr als 800.000 Tutsi, gemäßigte und oppositionelle Hutu sowie weitere Oppositionelle. In der Folge flüchteten viele Täter der Hutu-Milizen in den Kongo. Ruanda fordert deswegen schon lange, der Kongo müsse etwas gegen diese Milizen unternehmen.
"Ruanda fürchtet sich also vor Hutu-Milizionären im Kongo. Und dann ist aber auch natürlich ein Hintergrund: Der Kongo hat viele Rohstoffe, Ruanda nicht so, möchte von dem Gold und Coltan aber auch gerne profitieren."
Ein weiterer entscheidender Punkt sind Rohstoffe – vor allem Gold und Coltan, die der Kongo hat, Ruanda hingegen kaum.
Kampf um Rohstoffe
Die Stadt Goma im Osten des Kongo hat etwa zwei Millionen Einwohner*innen und liegt ziemlich nah an der Grenze zu Ruanda. Die M23-Rebellen erklärten am Montag (27.01.2025), sie hätten Goma unter ihre Kontrolle gebracht.
"Von der kongolesischen Regierung gab es dann immer mal wieder andere Statements, dass es nur Teile der Stadt seien. Man sieht dann aber auch auf Bildern, dass tatsächlich die kongolesischen Soldaten schon geflohen sind, einige tatsächlich auch über die Grenze nach Ruanda, andere dann mit Booten über den großen Lake Kivu", so unsere Korrespondentin.
"Viel Macht hat zumindest Kongos Militär im Moment nicht mehr. Also die Stadt ist weitgehend unter Kontrolle der M23."
Nach Einschätzung der Vereinten Nationen sind seit Beginn dieses Jahres 400.000 Menschen im Osten des Kongo vertrieben worden. "Viele dieser Menschen sind aus anderen Regionen im Kongo, aus den Dörfern rund um Goma gekommen", berichtet Antje Diekhans. Sie hatten in der Großstadt Schutz gesucht, jetzt werden sie erneut aus Goma vertrieben.
Hungersnot und Seuchen
Hilfsorganisationen melden, dass das viele Menschen total unterversorgt sind und es jetzt noch viel schwieriger wird, die Menschen zu erreichen. Schon vorher hatten sich besonders in den Flüchtlingslagern immer wieder Krankheiten ausgebreitet, etwa die Viruserkrankung Mpox.
"Das war ja davor schon ein Problem in den Flüchtlingslagern. Die Versorgungslage war schon schrecklich. Und jetzt kann man sagen: Die Situation ist da für die Menschen einfach nur noch völlig verzweifelt."
Auch in der 2.500 Kilometer entfernten Hauptstadt Kinshasa sind in den vergangenen Tagen Menschen auf die Straße gegangen. Dabei gab es Ausschreitungen – unter anderem wurde die französische Botschaft angezündet. "Das zeigt, dass dieser Konflikt eben auch das ganze Land bewegt", so unsere Korrespondentin Antje Diekhans. Inzwischen meldete allerdings der zuständige Minister der DR Kongo, dass zumindest die Lage in der Hauptstadt wieder unter Kontrolle sei.