Kanada legalisiert ab Oktober Cannabis. Die Schweiz denkt auch darüber nach, die Regeln zu lockern. In Deutschland ist Cannabis bisher nur aus medizinischen Gründen erlaubt. Wie groß ist der Markt, über den wir hier reden?
In Kanada ist ab Oktober der Verkauf, Konsum und Anbau von kleinen Mengen Cannabis legal. Auch in den USA gibt es schon mehrere Bundesstaaten, in denen Cannabis legalisiert ist. Der Handel mit Cannabis ist eine Milliardenindustrie. Allein in Kanada und Nordamerika sprechen wir von einem Umsatz von 6,7 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Mit der Legalisierung von Cannabis in Kanada wird der Markt jetzt vermutlich noch deutlich wachsen.
Milliardengeschäft – aber nicht in Deutschland
In Deutschland ist der Cannabishandel bisher noch kein Milliardengeschäft, sagt Georg Wurth, der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes. Denn hierzulande ist der Konsum nur zu medizinischen Zwecken erlaubt. Einige Millionen gingen aber auch dabei über den Ladentisch - – also für Cannabis als Medizin aus der Apotheke.
"Deutschland ist vor allen Dingen ein super Absatzmarkt – für ausländische Unternehmen."
Das große Geld verdienen in Deutschland aber vor allem Firmen aus dem Ausland, sagt Wurth.
Anbau in Deutschland stockt
Seit März 2017 gibt es das Gesetz, nach dem Cannabis verschrieben werden kann. Mit dem Gesetz sollte auch der Anbau in Deutschland gestartet werden – das sei bisher aber nicht gelungen, da die Bundesregierung Fehler bei den Ausschreibungsbedingungen gemacht habe. Fristen wurden nicht gewahrt und ein Gericht habe die Ausschreibung gestoppt.
Deutschland sei der größte europäische Markt für Cannabis als Medizin, daher sei die Startposition eigentlich eine gute gewesen. Viele Firmen hätten nach Deutschland geschaut - als Schlüsselposition für Europa. Wenn es mit dem Anbau im vergangenen Jahr schnell gegangen wäre, hätte Deutschland auch die stärkste Position in der Produktion auf diesem Markt gehabt, glaubt Wurth.
Europäische Länder sind Deutschland voraus
Durch die Verzögerung hätten sich viele Firmen aber mittlerweile im europäischen Ausland umgesehen. Große Produktionskapazitäten würden etwa in Griechenland, Portugal oder Dänemark aufgebaut – an Deutschland vorbei also. Auch in den Niederlanden, Tschechien, Italien und Österreich werde viel Cannabis angebaut.
"Deutschland wird beim Cannabisanbau nicht mehr die Pole Position haben, die es hätte haben können."
Die Chance auf die Spitzenposition am Markt habe Deutschland verloren. Der Zug für Deutschland sei aber vielleicht trotzdem noch nicht komplett abgefahren, sagt Wurth. Die nächste, neue Ausschreibung werde wahrscheinlich den Anbau größerer Mengen Cannabis erlauben.
Schulen sanieren mit Cannabissteuer
In Kalifornien haben die Cannabisläden erst Anfang des Jahres eröffnet. Bis sich ein Schwarzmarkt in einen Weißmarkt umtransferiere, dauere es eine gewisse Zeit, sagt Wurth.
In Colorado, wo es das System schon länger gebe, seien dadurch erhebliche Steuereinnahmen zusammengekommen, mit denen in erster Linie Schulen saniert und "andere sinnvolle Projekte" umgesetzt wurden.
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