Bayreuth wehrt sich gegen die Ausbreitung von Ratten – und ist damit nicht allein. Viele Städte versuchen, die Zahl der Nager zu begrenzen. Bürger und Bürgerinnen können dabei helfen. Zusätzlich gibt es professionelle Schädlingsbekämpfung – denn die Tiere sind intelligent.

In Bayreuth geht es vor allem um Wanderratten. Die Verantwortlichen in Bayreuth gehen davon aus, dass auf jeden Einwohner zwei Ratten kommen. Das macht etwa 140.000 Tiere. "Von ähnlichen Schätzungen liest man immer wieder auch aus anderen Städten", sagt unser Reporter Dominik Peters. Genau könne man das aber nicht wissen, denn Ratten sind scheu und leben gerne im Verborgenen. Das macht genaues Zählen natürlich schwierig.

Ratten können für Städte zum Problem werden

Fest steht: Ratten sind vor allem dort, wo ihnen Menschen gute Futterbedingungen bieten – also zum Beispiel in der Kanalisation, erklärt Derk Ehlert, Wildtierreferent des Landes Berlin. "Da leben häufig und nachvollziehbar gerne viele Ratten." Denn dort finden die Tiere große Mengen an Speiseresten.

"Die Kanalisation, wo wir Menschen sehr viele Speisereste reinschmeißen, ist für Ratten ein Eldorado, ein Supermarkt."
Derk Ehlert, Wildtierreferent des Landes Berlin

Ratten finden aber auch Essensreste rund um Restaurants oder in Mülleimern im Park. Deswegen rät die Stadt Bayreuth ihren Bürger*innen, Lebensmittelreste gut verschlossen im Restmüll zu entsorgen. Nicht in der Toilette und auch nicht auf dem Kompost. Denn all das lockt Ratten an.

Und genau das wollen Städte wie Bayreuth natürlich vermeiden – unter anderem deshalb, weil sich die Tiere schnell vermehren. Das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz geht grob davon aus, dass auf eine Ratte jährlich rund 500 Nachkommen kommen. Laut Umweltbundesamt kann ein Rattenweibchen pro Jahr bis zu sechs Mal je acht Junge werfen, und die sind wiederum nach rund zwei Monaten geschlechtsreif. Ein anfänglich kleiner Rattenbefall kann sich also schnell zu einem größeren Problem ausweiten, so unser Reporter.

Eine Ratte – 500 Nachkommen im Jahr

Außerdem sind Ratten laut Infektionsschutzgesetz Gesundheitsschädlinge und damit meldepflichtig. Die Nager können Krankheiten auf andere Tiere übertragen, aber auch auf den Menschen. Das passiert über Kot, Urin oder Speichel, so Dominik Peters. "Es geht um mehr als 100 verschiedene Krankheiten."

Das alles macht Ratten nicht unbedingt beliebt. Doch es sind hochinteressante Wildtiere, sagt Derk Ehlert – sie sind anpassungsfähig, intelligent und extrem sozial.

"Was wildtierkundlich Ratten betrifft, sind sie hochinteressant: anpassungsfähig, intelligent und extrem sozial."
Derk Ehlert, Wildtierreferent des Landes Berlin

Diese Eigenschaften machen es schwierig, die Zahl der Ratten zu begrenzen. Die professionelle Schädlingsbekämpfung setzt zum Beispiel auf Köder mit verzögerter Wirkung. Würde das Gift sofort wirken, wären die anderen Ratten in der Gruppe gewarnt. Deshalb setzen Profis auf ein Mittel, das die Blutgerinnnung hemmt, erklärt Dominik Peters. "Das heißt, die Ratten verbluten innerlich."

Die Ratten verbluten innerlich – Kritik von Tierschutzverbänden

Den Einsatz solcher Köder kritisieren Tierschutzverbände. Denn ihr Tod sei unnötigerweise langwierig und qualvoll für die Ratten.

Frei verkäufliche Köder gibt es auch im Baumarkt. Da solltet ihr aber sehr genau die Anwendungshinweise beachten und euch beraten lassen, sagt Dominik Peters. "Damit nicht andere Tiere oder sogar Menschen gefährdet werden."

Shownotes
Schädlingsbekämpfung in Städten
Für Ratten ist die Kanalisation ein Supermarkt
vom 03. Mai 2024
Moderation: 
Till Haase, Sebastian Sonntag
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk Nova