Klarna, Afterpay oder Paypal: Über viele Zahlungsdienstleister können wir unsere Online-Einkäufe via "Buy now pay later" (BNPL) bezahlen. Diese Form der Ratenzahlung ist bequem, hat aber ihre Tücken – und dagegen will die EU nun vorgehen.

Bei BNPL schießen die Unternehmen den Betrag vor, die Nutzer*innen können den Betrag später in Raten abstottern. Teilweise müssen sie dafür Gebühren zahlen. Diese Möglichkeit führe aber dazu, dass immer mehr User*innen den Überblick über die eigenen Finanzen verlieren.

Zumindest suggeriert das der Hashtag #klarnaschulden auf Tiktok, der inzwischen mehr als 30 Millionen Aufrufe hat. Darunter posten Menschen ihre angeblichen Schulden beim Zahlungsdienstleister. Überprüfen lassen sich solche Angaben nicht. Denn es gibt noch keine unabhängigen Studien zum Thema und Klarna selbst betont immer wieder, verantwortungsbewusst und transparent zu handeln.

BNPL soll stärker reguliert werden

Die EU will den Onlinekauf auf Raten deshalb nun stärker regulieren. In Brüssel verhandeln EU-Kommission, das Europa-Parlament und der Rat der 27 Mitgliedstaaten nun darüber, die Regeln für Verbraucherkredite zu ändern und eine neue Verbraucherkreditrichtlinie zu schaffen.

"'BNPL' ist nichts anderes als ein Kredit. Den nimmst du zum Beispiel für drei Monate auf, weil du die Schuhe zwar heute kaufst, aber erst in drei Monaten zahlst."
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte über BNPL

Das BNPL-Modell entspricht dem klassischen Kauf auf Rechnung beziehungsweise auf Raten, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. Bisher machen sich die BNPL-Dienstleister Klarna aber eine Gesetzeslücke zunutze.

Denn Kredite unter 200 Euro, Kredite, die nur eine Laufzeit von drei Monaten haben oder Kredite, für die keine Zinsen anfallen werden, haben bisher eine Art Sonderstatus. Für sie gelten bestimmte Verbraucherschutzmaßnahmen nicht und deshalb muss dabei auch keine Bonitätsprüfung – also keine Prüfung der Kreditwürdigkeit – gemacht werden.

Die EU verhandelt nun, dass künftig auch BNPL-Käufe unter 200 Euro von der Richtlinie erfasst werden. Dann wäre dafür eine Bonitätsprüfung nötig. Außerdem müssen uns Firmen wie Klarna oder Afterpay besser über die genauen Konsequenzen von so einem Kauf informieren. Damit sich Menschen, die im Netz einkaufen, nicht so leicht verschulden.

Im vergangenen Jahr waren fast sieben Millionen Menschen verschuldet

Die Kreditauskunft Schufa schaut sich regelmäßig an, wer sich welche Summen leiht. Demnach gibt es mit bundesweit fast sieben Millionen Kreditverträgen mehr Schuldner als bisher, so eine aktuelle Studie. Die Summen, die sich die Leute geliehen haben, sind aber deutlich kleiner als bisher. Bei fast jedem dritten Kredit ging es um eine Summe von unter 1.000 Euro.

Vor allem in den jüngeren Altersgruppen geht es häufig um geringe Kreditsummen. Bei den 18- und 19-Jährigen lag der durchschnittliche Kreditbetrag bei knapp 350 Euro. Die Schufa sieht den Grund für die verhältnismäßig kleinen Summen im Onlineshopping und dem Modell "Buy now, pay later".

Diesen Trend bestätigt auch die Wirtschaftspsychologin Julia Pitters. Klarna sei vor allem verlockend für junge Menschen mit wenig Geld, sagt sie der Berliner Zeitung. Denn es entkopple die Freude über den Erwerb eines Produkts vom "Kaufschmerz" – weil die Rechnung erst 30 Tage später beglichen werden muss.

Sollte nun eine neue EU-Richtlinie verhandelt werden, ist die allerdings auch nicht rechtlich verbindlich. Sie muss von den EU-Mitgliedstaaten erst in jeweils in nationale Gesetze umgesetzt werden.

Shownotes
Klarna, Paypal & Co
"Jetzt kaufen, später zahlen"-Anbieter im Visier der EU
vom 19. September 2022
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova