Was hilft gegen Raser? Strecken, auf denen Autorennen legal stattfinden können, würden mehr nützen als hohe Strafen, sagt ein Aussteiger aus der Szene.
Nico Klassen ist selber mal bei Autorennen mitgefahren. Als einer seiner Freunde bei einem solchen Rennen ums Leben kam, hat er damit aufgehört. Er verfolgt derzeit die Urteile, die in verschiedenen Raserprozessen verhängt werden. Aber seiner Ansicht nach bringen harte Strafen keine Abschreckung für diejenigen, die noch tief in der Szene mitmischen. Er erklärt, dass Rasen eine Art Sucht ist, und zieht den Vergleich zu einem Heroinabhängigen: "Wenn du dem jetzt sagst: Du, wir haben letztens einen von euch erwischt, der hat sich eine Spritze gedrückt und jetzt 600 Millionen Euro gezahlt – interessiert den Suchtkranken nicht. Der sucht sich dann auch den nächsten Schuss." Und genauso laufe es bei denjenigen, die sich illegale Autorennen liefern.
"Rasen ist eine Sucht. Also wenn du das vergleichen möchtest - vielleicht mit einem Heroinabhängigen."
Um Raser von ihren Autorennen abzuhalten, gibt es derzeit verschiedene Ansätze. Allerdings ist das Feld auch noch nicht wirklich erforscht, erklärt der Verkehrssoziologe Alfred Fuhr. Er ist der Ansicht, dass man die Szene unbedingt besser verstehen muss: "Und dann natürlich um Prävention zu machen: Polizeiarbeit. Da müssen Leute in die Szene eingeschleust werden, die müssen aufgebaut werden, praktisch nichts anderes, als man auch bei der Bekämpfung von Rechtsterrorismus machen muss."
Autorennen: Eine Maßnahme wäre, die getunte Karre wegzunehmen
Ein Beispiel für solche Präventionsarbeit ist die "Ermittlungsgruppe Rennen" der Polizei Köln. Die kontrolliert vermehrt bekannte Treffpunkte und Strecken, an denen illegale Autorennen stattfinden. Außerdem wird versucht, die Autos der Raser zu konfiszieren, bevor Rennen gemacht werden können. Die Autos sind Statussymbole der Raser und dadurch, dass sie meist illegal getunt sind, können sie rein theoretisch vor den Rennen aus dem Verkehr gezogen werden.
"Da müssen Leute in die Szene eingeschleust werden, die müssen aufgebaut werden, praktisch nichts anderes, als man auch bei der Bekämpfung von Rechtsterrorismus machen muss."
Die Fahrer stecken zum Teil zwanzig- oder dreißigtausend Euro in ihre Autos. Für viele wird es vermutlich schwierig, auf die Schnelle an ein neues zu kommen.
Dass das Auto abhandenkommt - das kann in der Szene aber auch auf anderem Wege passieren. Teilweise sind diese Autorennen wie Wetten: Der Verlierer muss dem Gewinner sein Auto geben. Aussteiger Nico Klassen sieht die Lösung deswegen woanders. Er engagiert sich für legale Autorennen, die den illegalen ähneln: Und dafür braucht es Strecken von einem Kilometer Länge - einfach nur geradeaus. Nico Klassen glaubt, dass mehr legale Rennen schon viel bringen könnten.
"Solche Rennen sind immer Eins gegen Eins und es müsste so etwas sein, dass man den Leuten sagen kann: Fahrt da hin, da könnt ihr euch austoben, das Adrenalin abbauen, und dann ist das auch gut."
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