Selbst bekannte Musikproduzenten bleiben eher im Hintergrund, während Rapper im Rampenlicht stehen. Forschende haben festgestellt, dass etablierte Produzenten einen wiedererkennbaren Sound haben, mit dem sie die Songs unterschiedlicher Rapper prägen.
Wie groß der Einfluss der Musikproduzenten auf den Sound eines Rapsongs ist, hat ein Team von Forschenden vom Institut für Systematische Musikwissenschaft der Uni Hamburg in einer Studie untersucht. Dafür haben sie Kollaborationen der bekanntesten Musikproduzenten mit Größen aus der Rapmusik verglichen.
Werke von Dr. Dre, Timbaland und Rick Rubin wurden untersucht, die jeweils mit den Rappern Eminem, Jay-Z, LL Cool J und Nas bei mindestens einem Track zusammengearbeitet haben.
"Wir brauchten eine Konstellation, bei der jeder Producer mit jedem Rapper mindestens einen Song gemacht hat. Und da sind dann diese sieben übrig geblieben."
Die gesammelten Tracks untersuchten die Forschenden dann mithilfe von Tonstudio-Tools. Dabei wurden zum Beispiel die Klangeigenschaften von Songs analysiert. Klingen die Tracks eher basslastig, brillant oder dumpf? Ist die Instrumentation dicht gedrängt oder klingt sie eher wie bei einem Kammerorchester oder ist sie breit verteilt?
"Kommt der Rapper von vorne, kommt die Bassdrum von vorne und die Snare Drums alles von vorne? Oder werden die Vocals auch ein bisschen in die Breite gefächert, so dass es eben ein bisschen wie ein Chor klingt?"
Die gesammelten Daten wurden mithilfe einer Künstlichen Intelligenz analysiert. Daraus ergab sich, dass jeder dieser etablierten Musikproduzenten einen typischen Sound hat.
KI erkennt typischen Sound von Produzenten
Diese spezielle "Handschrift" – beispielsweise des Produzenten Timbaland – lässt sich erkennen, wenn man Songs von ihm vergleicht, die von unterschiedlichen Rappern performt wurden.
Dessen sind sich auch die Rapper bewusst, die oft den Produzenten die Entscheidung über den finalen Klang ihrer Songs überlassen, weiß der Musikwissenschaftler Tim Ziemer.
Auch Ben Bazzazian, einer der wichtigsten deutschen Musikproduzenten, hat diese Erfahrung gemacht. Er hat mit Rappern wie Haftbefehl, Apsilon, Samy Deluxe oder Kontra K gearbeitet. Wie die US-amerikanischen Musikproduzenten haben auch die Tracks von Ben Bazzazian einen typischen Sound. Und er trifft viele Entscheidungen eigenständig, ohne Absprache mit Rappern oder Rapperinnen.
"Ich arbeite bis ich zufrieden bin mit dem Mixing Engineer daran und schicke das dann raus. In 90 Prozent der Fälle ist das auch cool für die Künstler."
Auch auf andere Musikstile lässt sich die Methodik der Studie anwenden. Das lässt auch für kommerzielle Angebote den Fokus mehr auf den Klang von Songs rücken.
Denn auch Musik-Streamingplattformen könnten diese Erkenntnisse für sich nutzen. Beispielsweise könnten Empfehlungs-Algorithmen den Usern neue Songs vorschlagen, indem sie Stücke mit einem ähnlichen Sound empfehlen, die von demselben Produzenten produziert wurden.