Sie nennen sich RIBSS - Raqqa is Being Slaughtered Silently. Sie, das sind Aktivisten, die heimlich den alltäglichen Terror in Rakka fotografiert und filmt, und die Bilder und Videos aus dem Land schmuggelt. Die Studenten wissen, wenn sie auffliegen, werden sie sterben. Und sie rechnen damit.
"Wenn die rauskriegen, wer ich in Wirklichkeit, werden sie mich exekutieren. Deswegen kann ich für dieses Interview auch nicht meinen richtigen Namen benutzen."
Der Mann, der sich im Netz Abu Ward Al-Raqqawi nennt, heißt eigentlich anders. Aber er lebt in Rakka und das, was er tut, ist so gefährlich, dass er jederzeit damit rechnen muss, dass es ihn das Leben kostet. Denn er ist einer von 16 Aktivisten, die in der syrischen Stadt Rakka - auch Raqqa oder Al-Raqqa - Bilder und Videos im Netz veröffentlichen. Es sind Bilder, die den täglichen Terror zeigen in einer Stadt, die mittlerweile als Hauptstadt des vom Islamischen Staat ausgerufenen Kalifats gilt.
"Unsere Situation hier ist wirklich übel, es gibt kein Leben mehr hier. Wir leben in einer Geisterstadt. Wir haben nur vier bis fünf Stunden am Tag Strom."
Raqqa is being slaughtered silently
Abu Ward steht auf den Fahndungslisten des IS. Er und die anderen Mitglieder der Untergrund-Bewegung haben seit April dieses Jahres Hunderte heimlich aufgenommene Fotos und Videos aus Rakka ins Netz gestellt. Die Bewegung trägt den Namen "Raqqa is being slaughtered silently" (RIBSS) - Rakka wird geräuschlos abgeschlachtet.
"Hier in Rakka laufen Schwarze und Weiße rum, Asiaten, manchmal kann ich kaum glauben, dass ich in einer arabischen Stadt wohne."
Die Aktivisten machen das in der Hoffnung, dass der Rest der Welt auf sie aufmerksam wird und hilft, die Situation in Rakka zu ändern: Wackelige Videos von geisterhaften, leeren Straßen, zerbombte Häuser.
Viele Videos zeigen die Brutalität, mit der Abu Ward und die anderen Einwohner von Rakka fast täglich konfrontiert sind.
Die Zukunft ist ungewiss
Rakka gehört heute dem IS und seinen Kämpfern. Viele der ursprünglichen Einwohner sind geflüchtet, als die Amerikaner begannen, die IS-Stellungen in Rakka zu bombardieren. Wer es sich leisten konnte, ist geflohen. In die leer stehenden Häuser zogen die IS-Soldaten und ihre Familien, die vom IS gut für ihre Dienste bezahlt werden. 800 bis 1200 Dollar zahlt der IS pro Kämpfer. Dazu kommen jeweils 400 bis 700 Dollar für die Ehefrau und einen Sohn.
"Hast Du Angst zu sterben?"
"Nein! Sie haben meinen Freund hingerichtet! Warum sollte es mir besser gehen als ihm."
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