Tief in der Atacama-Wüste befindet sich "Alma", das größte Radioteleskop der Welt. 250 Menschen arbeiten hier und sind gemeinsam auf der Suche nach dem Ursprung unserer Erde und nach außerirdischem Leben.
Von der Zentrale des Alma-Observatoriums in der chilenischen Atacama-Wüste fährt man eine halbe Stunde lang, bis man die Hochebene Chajnantor erreicht. Alma ist die Abkürzung für "Atacama Large Millimeter/submillimeter Array" und liegt auf 5.000 Metern Höhe.
Unsere Reporterin Sophia Boddenberg wird von Danilo Vidal, einem Mitarbeiter des Alma-Observatoriums, dort hingefahren. Eine seiner Dienstvorschriften lautet, dass er während der Fahrt eine Sauerstoffmaske tragen muss. Der Sauerstoffmangel auf der Hochebene kann dazu führen, dass die Aufmerksamkeit nachlässt, das könnte beim Autofahren fatale Folgen haben.
"Das hier ist der astronomische Park Chajnantor. Hier links ist der Vulkan Chajnantor. Hier gibt es sieben Observatorien. Alma ist das größte."
Auf der Hochebene befindet sich ein weites Feld, auf dem 66 Antennenschüsseln verteilt sind. Sie stehen in Abständen von 150 Metern bis 16 Kilometern. Zusammen bilden sie das größte Radioteleskop der Welt, Alma, das sich mitten in der Atacama-Wüste befindet. Die Radiowellen, die sie auffangen, werden hier oben in der trockenen Wüste kaum durch störenden Wasserdampf abgelenkt oder gestreut. So wird die Sicht auf einige der ältesten und am weitesten entfernten Galaxien im Universum möglich. Die Wissenschaftler wollen so den Ursprung des Universums erforschen.
Ein Grad Celsius im Sommer
250 Menschen arbeiten hier. Elektrotechniker und Wachmänner und viele andere, die sich um die Technik kümmern. Astronomen und Wissenschaftler trifft man hier eher selten an. Sie arbeiten weiter unten in der Zentrale oder auch in der chilenischen Hauptstadt Santiago am Computer.
"Manchmal weht hier ein Wind von bis zu 80 Kilometern pro Stunde. Die Temperaturen sind immer niedrig. Heute haben wir ein Grad und das ist Sommer. Manchmal sinkt die Temperatur auf minus zehn, fünfzehn, zwanzig Grad."
Sebastián Castillo ist Elektrotechniker. Er arbeitet im Team mit Luis Titichoca. Sie tragen orangene Overalls und Sauerstoffflaschen auf dem Rücken. Aus Sicherheitsgründen müssen sie immer zu zweit im Team arbeiten. Die Kälte spüren sie besonders an den Fingern. Die Handschuhe, die sie dabei haben, tragen sie bei Detail-Arbeiten häufig nicht.
Wenn es dunkel wird, bleiben nur zwei Personen dort oben auf 5.000 Metern bei klirrender Kälte: die Wachmänner. Einer von ihnen ist Nicolas Jiménez. Nicolas ist 24 Jahre alt und arbeitet seit drei Jahren im Alma-Observatorium. Seine Nachtschicht geht von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens.
Gespräche über Gott und die Welt
Er erzählt, dass sich manchmal Touristen und Drogenhändler zu den Antennen verirren. Denn das Observatorium liegt direkt neben der Grenze zu Bolivien, einem der größten Kokain-Produzenten in der Region.
Nachts unterhält sich Nicolas mit seinem Kollegen, dem zweiten Wachmann, um die schlaflosen Stunden hinter sich zu bringen. Dabei reden sie auch über das Universum, über Wissenschaft und Religion. Er glaubt zwar an außerirdisches Leben. Wenn es aber um den Ursprung unserer Welt geht, überzeugt ihn die Bibel mehr als die Thesen, die die Wissenschaftler aufstellen.
Der Radiobeitrag, der weiter oben auf unserer Webseite zu hören ist, ist mit Musik von Alma Sounds unterlegt. Alma Sounds ist ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem das Alma-Observatorium Geräusche, die vom Teleskop aus dem Weltall aufgezeichnet wurden, online zur Verfügung gestellt hat. DJs und Musiker sind dazu eingeladen, daraus Musikstücke zu machen und diese wieder auf die Alma-Sounds-Website hochzuladen.