• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Es waren desolate Zahlen, die Snapchat in dieser Woche der Öffentlichkeit präsentiert hat. Das Nutzerwachstum sehr langsam – der Verlust dagegen galoppiert davon. Die Konsequenz: Die Instant-Messaging-App soll radikal umstrukturiert werden.

Mehr als verdreifacht hat sich der Verlust des Unternehmens im Jahresvergleich. Die Reaktion der Börse: Die Snapchat-Aktie musste mehr als 20 Prozent Minus verkraften. 

Alles soll anders werden

Über den Umbau der App ist aber leider noch sehr wenig Konkretes bekannt, sagt Netzautor Andreas Noll. Auch wann die neu designte App auf den Markt kommt, ist unklar. Es gibt aber eine Überschrift für die tief greifende Reform. Und die lautet: 

"Snapchat soll attraktiver für Ältere werden."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Im Vergleich zu Facebook oder Twitter hat die App nämlich einen deutlich jüngeren User-Kreis. Vor allem Teenager schwören auf Snap. Für die ist die App auch einfach zu bedienen. Ältere Menschen – wobei der Begriff hier natürlich relativ ist und nicht Senioren gemeint sind – hätten dagegen Schwierigkeiten, das System zu verstehen, glaubt man bei Snapchat. 

Dass die App umdesignt werden soll, gefällt den treuen Usern aber nicht. Die Unternehmensführung weiß das und rechnet deshalb auch mit Protesten der Stamm-User, berichtet Andreas.

Klauen bei der Konkurrenz

Klar ist allerdings, dass Snapchat sich stärker bei der Konkurrenz "inspirieren lassen" wird: 

  • Bislang war es eher so, dass die Konkurrenz die Features von Snapchat geklaut hat – Instagram zum Beispiel
  • Auch Snapchat will jetzt etwa einführen, dass Algorithmen die Reihenfolge der Fotos auswählen und die Bilder nicht mehr chronologisch angezeigt werden
  • Eine weitere Neuerung: Die User sollen die Möglichkeit bekommen, via Snap Geld zu verdienen: Sogenannte Top-Creators sollen diese Möglichkeit bekommen und damit für mehr Relevanz sorgen
"All das soll die Qualität der Inhalte verbessern: Maßnahmen, um den Investoren und der Werbeindustrie zu gefallen."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Das große Problem bei Snapchat ist nämlich die Entwicklung der Werbeeinnahmen.

​Zu wenig Werbeeinnahmen

Snapchat hat derzeit fast 180 Millionen aktive Nutzer. Das sind keine Facebook-Dimensionen, aber es ist schon eine gewisse Macht. Über die Anzeigenplattform von Snapchat kommt aber einfach zu wenig Geld rein. 

"Snap verdient pro Nutzer mit Werbung etwas mehr als einen US-Dollar. Facebook kommt auf acht Dollar. Das macht die Investoren skeptisch."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Und es gibt noch ein weiteres Problem: Snapchat ist weit davon entfernt, global erfolgreich zu sein

Nur in Nordamerika läuft es gut 

80 Prozent des Umsatzes kommen derzeit vom nordamerikanischen Markt. In Europa sieht es düster aus – und in Asien noch schlimmer.

Profiteur dieser Entwicklung ist ganz klar Facebook, sagt Andreas Noll. Mark Zuckerberg wird nachgesagt, dass er durchaus Angst vor dem Erfolg von Snapchat hatte. Die App wurde ja auch extrem gehypt – nicht nur von den Medien. 

Facebook klaut erfolgreich

Dann aber hat Facebook das gemacht, was das Unternehmen sehr gut kann: Es hat erfolgreiche Features von anderen kopiert. 

"Plötzlich gab es auch auf Instagram Stories, Gesichtsfilter und sogar selbstzerstörende Nachrichten."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova

Diese "neuen" Features haben Instagram so stark aufholen lassen, dass heute mehr Stories auf Instagram als auf Snapchat veröffentlicht werden. 

"Snapchat muss sich also komplett neu erfinden. Das dürfte ein Himmelfahrtskommando werden."
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova
Shownotes
Radikalumbau soll helfen
Snapchat auf der Intensivstation
vom 09. November 2017
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova