Ländliche Regionen sind eher für konservative Lebensstile und Tradition bekannt. In Baden-Württemberg schmücken sich Dörfer seit zwei Jahren regelmäßig mit Regenbogenfarben: Dann feiern sie die Dorfpride. Das ist der Christopher Street Day im Kleinformat.
Köln, Berlin, Hamburg: Die meisten von uns denken wahrscheinlich bei Paraden, Demonstrationen und Gedenkfeiern im Rahmen des CSD an die großen Städte – und vermutlich die wenigsten an Orte wie Mühlhausen. Das möchte die Dorfpride ändern: Seit 2020 organisiert die Initiative Pride Paraden in den ländlichen Regionen Baden-Württembergs. Damals machte die Gemeinde Mühlhausen den Anfang.
Seitdem findet die Parade jedes Jahr in einem anderen Ort statt. Dieses Jahr kommt die Dorfpride nach Ladenburg, einer Kleinstadt mit rund 11.800 Einwohner*innen. Dort werden am 9. Juli 2022 Fußgruppen durch die Stadt ziehen, es wird Kundgebungen geben und viele Menschen mit Regenbogenflaggen am Straßenrand stehen. Die Dorfpride ist eben so wie der CSD in Großstädten – nur in kleiner, sagt Patrick Alberti. Patrick ist Mitglied der Initiative Dorfpride und kommt selbst aus einer Kleinstadt.
Für Safe Spaces auf dem Land
Auf die bisherigen Paraden blickt Patrick Alberti positiv zurück: Die Menschen in den Dörfern hatten ihre Einfahrten geschmückt, Bierbänke entlang der Kundgebungsroute aufgestellt und sich auf den Tag vorbereitet. Auch die Vereine der Orte ziehen mit. "Am Ende ist es so, dass das ganze Dorf mit uns mit feiert", erzählt Patrick.
"Ich war nach der ersten Dorfpride positiv überrascht, wie offen die Bevölkerung in den Dörfern ist."
Damit die Dorfpride für alle zu einem positiven Gedenktag wird, arbeitet die Initiative eng mit den Menschen in den Dörfern zusammen, geht auf Vereine zu und spricht mit anderen wichtigen Institutionen vor Ort.
Die Dorfpride kommt von Menschen, die auf dem Land leben und ist für die Menschen dort. "Uns ist wichtig, dass die Bewegung auch aus dem Dorf selbst heraus kommt und wir nichts überstülpen, sondern alles gemeinsam machen", sagt Patrick.
Sie soll das queere Leben auf dem Land sichtbar machen und ein Zeichen gegen Diskriminierung der LGBTQI-Community setzen. "Nicht alle Menschen wollen in die nächstgrößere Stadt ziehen. Darum muss man schauen, dass wir Safe Spaces, gute Beratungsstrukturen, ein gutes Miteinander auch in den Dörfern haben", sagt Patrick Alberti.