Über 400 Millionen Jahre lang existiert der Quastenflosser schon. Jetzt haben Forschende neue Erkenntnisse über das lebende Fossil gewinnen können: Er lebt fünfmal länger als bisher angenommen.
Vor rund 409 Millionen Jahren haben Quastenflosser bereits existiert. Und lange galten die Vorfahren der heute lebenden Landtiere als ausgestorben. Damit sind sie ein lebender Beweis für die Evolutionstheorie, weil sie den Übergang von einer Art zur anderen verkörpert. Ein sogenanntes Brückentier.
Quastenflosser galten lange als ausgestorben
Erst 1938 wurden lebende Exemplare entdeckt. Jetzt ist es französischen Forschenden mithilfe einer neuen Methode gelungen, das Alter der Knochenfische genauer zu bestimmen. Bisher wurde angenommen, dass sie 20 Jahre alt werden können. Tatsächlich haben sie eine Lebenserwartung von bis zu 100 Jahren.
Das Alter von Fischen lässt sich mithilfe ihrer Schuppen bestimmen. So wurde bisher auch das Alter der Quastenflosser ermittelt. Allerdings wurde dabei ein entscheidender Fehler gemacht. Und den haben französische Forschende nun aufgedeckt.
Die Schuppen der Fische weisen Jahresringe auf
Fische bilden ihre Schuppen im jugendlichen Alter aus, sagt der Biologe Mario Ludwig. Während des gesamten Lebens eines Fisches verändert sich die Anzahl der Schuppen nicht. Allerdings wachsen die plättchenförmigen Elemente auf der Körperhülle mit. Entscheidend sind dabei typische Jahresringe, die beim Wachstum entstehen. Im Sommer verändert sich ihre Größe schneller als im Winter. Und dadurch entstehen die dunklen Jahresringe auf den Schuppen. Diese nutzen Biologen dann zur Altersbestimmung, sagt der Deutschlandfunk-Nova-Tierexperte Mario Ludwig.
"Deshalb kann man das Alter von Fischen an Hand dieser Jahresringe, wie man sie auch von Bäumen her kennt, gut bestimmen."
Bisher hatten Forschende maximal 20 Jahresringe gefunden. Diese Zahl der Jahresringe passte allerdings nicht zur Lebensweise der Quastenflosser. Wenn diese Anzahl von Jahresringen einem Jahr Lebenszeit entsprechen würde, müssten Quastenflosser bis zu zwei Meter lang werden können.
Außerdem würden sie zu den am schnellsten wachsenden Fischen der Welt zählen. Aber das Gegenteil ist der Fall: Quastenflosser haben einen sehr langsamen Stoffwechsel und eine eher träge Lebensweise. Aufgrund dieses Widerspruchs haben sich französischen Forschende dazu entschieden, die Altersbestimmung bei Quastenflossern mit einer neuen Methode zu überprüfen.
Quastenflosser im polarisierten Licht unter Lichtmikroskop untersucht
Die Forschenden haben die Schuppenstrukturen von 27 Quastenflosser aus der Sammlung des Pariser Naturkundemuseums erneut untersucht. Das waren Tiere zwischen 30 Zentimeter und 1,80 Meter Länge. Darunter befanden sich auch zwei Embryonen.
Die Forschenden untersuchten die Schuppen im polarisierten Licht unter dem Lichtmikroskop und entdeckten, dass zwischen den großen bisher bekannten Ringen noch jeweils fünf dünnere Ringe liegen. Dabei stellten sie fest, dass diese dünneren Ringe den tatsächlichen Lebensjahren entsprechen. Das heißt: Quastenflosser können fünfmal 20 Jahre alt werden, also bis zu 100 Jahre.
Quastenflosser sind fünf Jahre lang trächtig
Der größte Fisch, das zeigte die Zahl der Jahresringe, war 84 Jahre alt. Selbst die beiden Embryonen waren bereits vor ihrer Geburt fünf Jahre alt. Daraus leiteten die Forschenden ab, dass ein Quastenflosser-Weibchen mindestens fünf Jahre lang trächtig ist.
"Die fünfjährige Trächtigkeit ist ein neuer Weltrekord! Der bisherige Rekordhalter, der Kragenhai, ein Tiefseefisch, kommt 'nur' auf drei Jahre."
Aus den Schuppen konnten die Wissenschaftler aber noch weitere Erkenntnisse gewinnen. Zum Beispiel, dass Männchen erst im Alter von 40 bis 69 Jahre geschlechtsreif werden. Bei Weibchen entwickelt sich die Geschlechtsreife erst im Alter von 58 bis 66 Jahren.
Grönlandhai kann 400 Jahre alt werden
100 Jahre ist ein stolzes Alter, aber es gibt Fische, die noch länger leben als der Quastenflosser. In den USA wurde ein Großmäuliger Büffelfisch im Alter von 112 Jahren gefangen. Der älteste Koi-Karpfen wurde 226 Jahre alt. Weltrekordler ist der Grönlandhai, der 400 Jahre lang leben kann. Zum Vergleich: Ein Lachs lebt nur rund zehn Jahre alt, eine Bachforelle kann 20 Jahre alt werden.