Eine britische Studie hat herausgefunden, dass Online-Chat-Therapie bei Depressionen und Angstzuständen viele Vorteile bringt. In Deutschland gibt es diese Therapieform bisher noch nicht. Wir klären, wann digitale Therapie funktionieren kann.
Über 27.000 Fälle von Patient*innen mit Depressionen und Angststörungen wurden in einer britischen Studie untersucht. Es ging darum, herauszufinden, wie wirksam eine onlinebasierte Therapie im Verhältnis zu einer herkömmlichen Psychotherapie ist.
Bei der getesteten Onlinetherapieform handelt es sich um eine auf einem Chat basierende Therapie. Dabei schreiben sich die Patientinnen oder Patienten mit einem Therapeuten. Es gibt Textbausteine, die eingesetzt werden können. Ebenfalls ist es möglich vorgefertigte Aufgaben an die Patient*innen zu stellen oder Fragebögen ausfüllen zu lassen.
Gerade bei schwerwiegenden Fällen kann eine Chat-Therapie früher, akuter und außerdem kostengünstiger helfen. In der Wirksamkeit gibt es keine Nachteile im Vergleich zu Präsenztherapien.
Online-Therapie Vor- und Nachteile
Pavle Zagorscak forscht zum Thema digitale Therapieformen an der FU Berlin. Er erläutert, dass diese präzise Art der Chat-Therapie den Vorteil hat, dass auch Patient*innen an eine Therapie kommen, die möglicherweise Probleme damit haben, persönlich vor einem Therapeuten zu sitzen.
"Unsere Patient*innen sind vielfältig und divers und genauso divers müssen auch die Therapieformen werden."
Manche Patient*innen mögen hingegen das viele Schreiben nicht. Da es unterschiedliche Präferenzen gibt, müssten die Therapieformen ebenso unterschiedlich sein, sagt Pavle. Welche Therapie für wen passt, muss seiner Meinung nach aber generell ein Arzt entscheiden, der das Krankheitsbild und den Patienten oder die Patientin einschätzen kann.
Online-Therapie in Deutschland
In Deutschland gibt es die in der britischen Studie untersuchte Form der Therapie aktuell noch nicht. Hierzulande kann man bisher nur digital mit seinem Therapeuten per Video zu sprechen.
"In Deutschland gibt es digitale Gesundheitsanwendungen wie Apps, wo ich Informationen bekomme, was mit mir los ist, wenn ich zum Beispiel eine Depression habe."
Zusätzlich zu Videosprechstunden gibt es in Deutschland digitale Gesundheitsanwendungen. Das können Apps oder digitale Programme sein, die die psychische Gesundheit unterstützen und Informationen bereitstellen. Bei manchen Gesundheitsanwendungen sind Psychotherapeuten dabei, die beispielsweise einmal die Woche mit den Anwender*innen über den bisherigen Erfolg und das weitere Vorgehen im Programm sprechen.
Diese Gesundheitsanwendungen können verschrieben werden und in vielen Fällen bezahlen die Krankenkassen schon dafür.