Vorschlag aus dem Gesundheitsministerium: Ein Raster soll festlegen, wie lange eine Therapie dauern darf. Psychotherapeutin Christina Jochim hält das für eine schlechte Idee.
Ob Depression, Essstörung oder Zwangsstörung – abhängig von der Diagnose soll künftig möglicherweise vorab festgelegt werden, wie lange eine Psychotherapie dauert. Über diese Behandlung nach Raster hat der Gesundheitsausschuss im Bundestag beraten (19.05.2021). Das Ziel: Die Gesundheitsversorgung soll effektiver werden.
Tatsächlich fehlen in vielen Regionen Deutschlands Psychotherapie-Plätze, teilweise müssen Patientinnen und Patienten viele Monate warten.
"Es ist fast so, als ob ein Chirurg die OP beendet, auch wenn er nicht fertig ist."
Bisher richte sich die Länge einer Therapie nach erfolgter Anamnese und Diagnose an der individuellen Situation der Patienten. Die bisherigen Richtlinien sind laut der Berliner Psychotherapeutin Christina Jochim transparent und böten gute Vorgaben für die Behandlung.
Wenn die Überlegungen des Gesundheitsministeriums Gesetz werden, könnte die nötige individualisierte Therapie erschwert werden, meint Christina Jochim, Vorstandsmitglied der deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung.
Therapieplatz-Mangel anders lösen
Um den Mangel an Therapieplätzen zu reduzieren, seien Reformen wie die von 2017 wichtig, sagt Christina Jochim. Seitdem gäbe es sogenannte Terminservicestellen, die die Vergabe eines Therapieplatzes erleichtern.
"Es könnte von vornherein ein massiver Leistungsdruck für Patienten entstehen, nicht genug Zeit zu haben, ihr Leid ausreichend zu schildern, weil sie das Gefühl haben, dass das Problem sowieso vorzeitig beendet wird."
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