Oberschenkel zu dick, Bauch schwabbelt, Doppelkinn – viele Leute sind unzufrieden mit ihrem Körper. Woher das kommt und was wir dagegen tun können, darüber spricht die Psychologin Julia Tanck in ihrem Vortrag.
Wir alle vergleichen uns ständig mit anderen, das ist ganz normal. Es gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle, wenn wir wissen, wie wir in Bezug zu unserem Umfeld einzustufen sind. Wenn wir unser Aussehen mit anderen vergleichen, sind das jedoch häufig Aufwärtsvergleiche, das heißt Vergleiche mit vermeintlich attraktiveren, perfekteren Körpern. Das kann zu einem negativen Körperbild führen, sagt Julia Tanck. Sie ist Psychologin und forscht an der Uni Osnabrück zum Einfluss von sozialen Medien auf unser Körperbild.
"25 bis 65 Prozent der Frauen und 10 bis 40 Prozent der Männer versuchen, durch eine Diät Gewicht zu verlieren."
Das in der Psychologie verwendete Modell zur Erklärung von Körperunzufriedenheit heißt Tripartite Influence Model. Es besagt, dass im Wesentlichen drei Faktoren unser Körperbild beeinflussen: Eltern, Peergroup und Medien. "Wenn Eltern ein gestörtes Essverhalten aufweisen, dann ist es wahrscheinlicher, dass auch Kinder das aufweisen – und unwahrscheinlicher, dass Kinder intuitives Essen erlernen und ihren Körper wertschätzen", sagt Julia Tanck. Die Peergroup ist der zweite Einflussfaktor: Dünn sein ist mit Popularität assoziiert – die dünnen Mädchen sind häufig auch die beliebten Mädchen, erklärt die Psychologin in ihrem Vortrag.
Beeinflussung durch Eltern, Peergroup und Medien
Sowohl traditionelle Medien wie Zeitschriften und Filme als auch soziale Medien beeinflussen unser Körperbild. In beiden können Fotos und Videos bearbeitet werden und vermeintlich perfekte Körper sind überrepräsentiert, sagt Julia Tanck. Im Gegensatz zu den traditionellen Medien seien in sozialen Medien jedoch scheinbar ganz normale Leute vertreten. Wir können mit Influencer*innen direkt interagieren, dadurch entsteht eine vermeintliche Nähe und wir vergleichen uns stärker mit ihnen, so die Psychologin weiter.
Body Positivity für mehr Körperzufriedenheit
Es gibt jedoch auch Inhalte in sozialen Medien, die sich positiv auf unsere Körperzufriedenheit auswirken, erklärt Julia Tanck. Wenn wir Inhalte der Body-Positivity und Body-Neutralitiy-Bewegung anschauen, wirkt sich das positiv auf unsere Körperzufriedenheit aus, hat eine Studie ergeben. Der Anteil realistischer Körperdarstellungen auf Instagram, Tiktok und co. ist jedoch noch sehr klein, sagt die Psychologin.
"Wenn Menschen mit Inhalten der Body-Positivity-Bewegung konfrontiert werden, also Bilder von Personen sehen, die eben nicht dem Körperideal entsprechen, wirkt sich das positiv auf die Körperzufriedenheit aus."
Julia Tanck ist Psychologin und Psychotherapeutin, sie forscht an der Uni Osnabrück über Körperbilder und informiert auf Instagram über Essstörungen und Körperbilder. Ihren Vortrag "Körperbild im digitalen Zeitalter: Wie Social Media unsere Wahrnehmung formt" hat sie am 12. Oktober 2023 für den Hörsaal gehalten.