Gegen Depressionen helfen in den meisten Fällen Therapien, oft auch Medikamente. Im Netz finden sich ebenfalls Programme gegen Depressionen. Verheult und allein vorm Rechner zu sitzen soll bei Depressionen helfen? Ja, genau so ist es.
Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz haben im Rahmen einer Studie herausgefunden, dass ein bestimmtes Programm tatsächlich bei Depressionen helfen kann. DRadio Wissen-Reporterin Astrid Wulf hat die Macher der Studie getroffen und mit einer Betroffenen gesprochen.
Schleichende Erkrankung
Es begann langsam und schleichend, erzählt Kathrin Bolte. Irgendwann hatte sie das Gefühl, nur noch zu funktionieren wie eine Maschine. Dann kam sie irgendwann nicht mehr von der Couch hoch, fühlte sich kraftlos, hatte null Antrieb. Nach einer zweijährigen Psychotherapie mit wenig Erfolg stieß sie auf die App.
"Es muss mir ja irgendwann mal wieder besser gehen, und da bin ich auf diese Studie mit der App gekommen, und das war schlussendlich des Rätsels Lösung."
Die App heißt "Deprexis". Etwa zwei Mal die Woche für je eine Stunde saß Kathrin vorm Rechner. Das Programm funktioniert wie ein interaktiver Ratgeber und bringt Depressiven bei, wie sie sich selbst helfen können. Dazu klickt sich Kathrin durch die einzelnen Lektionen wie durch einen Multiple-Choice Test, und je nach Bedarf bietet das Programm, was ihr gerade hilft: Achtsamkeitsübungen zum Stressabbau, Anleitungen zum therapeutischen Schreiben, oder wie sie lernen kann, anderen zu vergeben, ihre Wut auf andere Menschen und die Hilflosigkeit dabei loszuwerden.
Die App zur Selbsthilfe
Die Wissenschaftler haben über ein Jahr 1000 depressiv Erkrankte interviewt, die zum Teil in Psychotherapie waren. Die Hälfte der Probanden hatte zusätzlich Zugang zur "Deprexis"-App. Sie fühlten sich schneller wieder besser als die andere Gruppe ohne App. Für Studienkoordinator Philipp Klein, Psychiater an der Uni Lübeck, ist das Programm somit eine gute Maßnahme zur schnellen Selbsthilfe. Gerade für die Depressiven, die auf eine Behandlung warten oder für die eine Therapie gar nicht in Frage kommt. Entwickelt wurde "Deprexis" von dem Hamburger Public Health-Unternehmen "Gaia".
"Es berichten auch Benutzer, dass diese emotionale Komponente irgendwie rüberkommt. Sie merken dass diejenigen, die diese Intervention entwickelt haben, sich wirklich für die Betroffenen interessieren."
Nette Comiczeichnungen und eine warme, persönliche Ansprache sorgen dafür, dass es sich nicht so anfühlt, als würde Kathrin mit einem Computerprogramm kommunizieren. Für sie hatte es nur Vorteile, keinem Therapeuten gegenüberzusitzen, sondern ihrem PC.
"Komischerweise war es nie schwer, mich zu motivieren, mit der App zu arbeiten. Sie war so spannend aufgebaut, dass man richtiggehend neugierig auf die nächsten Inhalte war."
Nur die DAK übernimmt derzeit die Kosten für die App. Kunden anderer Krankenkasse müssen nachfragen, ob die Kosten von knapp 300 Euro die Kasse übernimmt oder sie selbst zahlen müssen.