Der Psychologe und Podcaster Leon Windscheid hat sich voll unseren Gefühlen gewidmet. Denn er wollte herausfinden, was den Menschen ausmacht, wenn inzwischen doch Maschinen intelligenter sind als wir. "Gefühle sind unsere Realität: Das, was du fühlst, ist Fakt", sagt er im Gespräch. Und diese Gefühle führen erst dazu, dass die Welt in unserem Kopf "zum Leuchten gebracht" wird.
Leon Windscheid ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Mit seinen 32 Jahren hat er ein Psychologie-Studium absolviert, zum Thema Frauen in Führungspositionen promoviert, bei "Wer wird Millionär" gewonnen, damit ein Partyschiff finanziert und dann auch noch sein erstes Buch "Das Geheimnis der Psyche – Wie man bei Günther Jauch eine Million gewinnt und andere Wege, die Nerven zu behalten" geschrieben.
"Das ist meine absolute Passion, komplizierte Sachen versuchen zu packen und dann den Leuten an die Hand zu geben, die eigentlich überhaupt nichts mit Wissenschaft oder Psychologie zu tun haben."
Inzwischen zieht dieses Multitalent das Publikum mit seinen Wissenschaftsthemen an, ist ein erfolgreicher Podcaster, unter anderem mit Atze Schröder und "Betreutes Fühlen".
"Das ist für mich persönlich eine total schöne Erfahrung, weil wir uns wöchentlich treffen und als Männer über Gefühle sprechen, was viele offenbar als irritierend empfinden."
Gerade auf die Gefühlswelt des Menschen hat Leon Windscheid sich in den letzten Jahren stark fokussiert und die neuesten Erkenntnisse in seinem Buch "Besser fühlen – Eine Reise zu Gelassenheit" aufgeschrieben.
Für Leon Windscheid sind die Podcasts und der Austausch mit dem Publikum wichtig, weil er glaubt, dass Forschende ihre Erkenntnisse viel stärker teilen müssen und mehr Rückkopplung mit den Menschen in ihrem Alltag brauchen. Denn die Probleme in der Welt seien sehr komplex.
"Die Querdenker können brüllen und schreien. Oft sind sie gar nicht mit den Themen beschäftigt, um die sie sich angeblich so sehr sorgen, sondern vielmehr mit sich selbst."
Aber gerade, weil die Probleme der Welt so komplex seien, müsse der Wissenschaft ein hoher Stellenwert eingeräumt werden und anerkannt werden, dass sehr viel Arbeit dahinter stecke.
Nicht starr an Lebensplänen festhalten
In der Pandemie fühlen sich gerade junge Menschen besonders ausgebremst, weil sie ihre Pläne, ein Jahr im Ausland während oder nach der Schulzeit oder im Studium, nicht verwirklichen können. Leon Windscheid gibt ihnen als Psychologe mit, grundsätzlich nicht zu starr an Lebensplänen festzuhalten, die möglicherweise auch unbewusst Erwartungen der Eltern sind.
"Ich will jungen Menschen mitgeben: Macht dieses Korsett lockerer, denn dann fühlt es sich für dich nicht so an, als würdest du scheitern."
Stattdessen sollten sie flexibel auf Veränderungen reagieren und ursprüngliche Ziele vielleicht auch ändern, wenn sie feststellen, dass es sich inzwischen nicht mehr "richtig anfühlt". Gerade wer in der Lage sei, sich von Erwartungen und alten Vorstellungen freizumachen, hätte weniger das Gefühl, gescheitert zu sein, wenn er seine Pläne ändert.
Daten und Fakten reichen nicht aus
Leon Windscheid hat gut reden, er ist erfolgreich mit dem, was er tut. Aber in den letzten zwei Jahren habe er sich intensiv mit Gefühlen beschäftigt, weil er festgestellt hat, dass er nicht alles Menschliche mit Daten und Fakten erklären kann.
"Der Mensch ist eben ein Lebewesen aus Fleisch und Blut. Wir funktionieren nicht in Einsen und Nullen in dieser immer digitaleren Welt."
Er erlebe in seinem Umfeld, dass der Druck auf die Menschen, immer perfekter zu werden, immer zu funktionieren oder zu liefern, um den Job nicht zu verlieren, immer größer werde.
Gefühlswelt mehr Beachtung schenken
Aber der Mensch handele nicht immer rational als der "Homo oeconomicus". Leon Windscheid hat sich deshalb den Gefühlen zugewandt, denn sie seien das Besondere am Menschen.
"All das, was wir an dieser großen Gefühlspalette vor uns liegen haben, macht uns menschlich und einzigartig."
Die Gefühle seien sehr komplex und in jüngster Zeit gebe es dazu neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Gefühle lassen das Umfeld erst zu dem werden, was es ist, indem sie es "in unserem Kopf zum Leuchten bringen", sagt Leon Windscheid.
"Der Mensch braucht ein neues Verständnis von sich selbst. Ich glaube, dieses Anerkennen der Gefühle und diese Gefühle ernst zu nehmen, das ist ein ganz wichtiger Schritt dafür."
In seinem Buch "Besser fühlen – Eine Reise zu Gelassenheit" geht es um die unterschiedlichsten Gefühle – so auch um Angst. Viele Menschen wollen dieses Gefühl vermeiden, Leon Windscheid sagt, das sei die falsche Einstellung zu dem Gefühl. Denn Angst sei ein wichtiges Gefühl, dass unsere Sinne für die Situation schärfe.
"Einen neuen Blick auf diese Gefühle zu geben, die wir oft so falsch verstehen, das ist für mich die Reise gewesen und eben auch eine sehr persönliche, weil ich plötzlich über meine eigenen Ängste anders nachgedacht habe."
Im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova-Moderator Sebastian Sonntag erzählt Leon Windscheid über seine eigene Angst vor den Auftritten, dem Lampenfieber, wie er mit Atze Schörder zusammengekommen ist, und erlebt, wie gut Leon Windscheid Wahres von Falschem unterscheiden kann. Einfach oben auf den Play-Button klicken.