Die aktuelle Weltlage wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit von 12- bis 25-Jährigen aus – das fanden Forschende nun in einer neuen Studie heraus. Suizid-Gedanken und Selbstverletzung sind Folgen. Warum Social Media einen Teil dazu beiträgt und was sich ändern muss.
Eine internationale Fachkommission hat in einer Studie herausgefunden, dass die Zeit multipler Krisen auch keinen Halt vor der mentalen Gesundheit von Heranwachsenden macht. Diesbezüglich stecken wir demnach in einer globalen Krise. Doch nicht nur Kriege, Klimawandel und finanzielle Sorgen wirken sich negativ auf die mentale Gesundheit von Menschen zwischen 12 und 25 aus. Einen entscheidenden Faktor hat den Fachleuten zufolge auch Social Media.
Während sich noch vor einigen Jahren individuelle Probleme – wie Streit in der Familie, Mobbing in der Schule oder Beziehungsprobleme – auf die Verfassung von Teenagern auswirkten, werden sie heute durch Social Media mit globalen Krisen und Konflikten konfrontiert und belastet.
Einfluss von Social Media auf psychisches Befinden
Der Mannheimer Jugendpsychiater Tobias Banaschewski ist Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters in Mannheim und befasst sich als Vize-Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit mit dem Thema. Er erklärt, dass Social Media eine zentrale Bedeutung für die seelische Verfassung habe.
"Dass junge Menschen sich einsam fühlen, wird durch Social-Media-Nutzung verstärkt. Viele Jugendliche artikulieren auch Angst vor dem Klimawandel."
Junge Menschen seien sich nicht immer bewusst, welche Faktoren zu ihrer subjektiven Belastung oder zu psychischen Problemen führen, sagt Tobias Banaschewski. Die Studienautor*innen von "Prioritising young people" weisen darauf hin, dass das Alter zwischen 12 und 25 Jahren eine sehr sensible Zeit des Erwachsenwerdens sei. Demnach treten drei viertel aller psychischen Krankheiten in dieser Altersspanne auf.
Brandbrief an Politik
Die Experten-Kommission verfasste im Magazin The Lancet eine Art Brandbrief in dem sie beschreiben, dass es Heranwachsenden seit 20 Jahren kontinuierlich schlechter geht. Immer mehr Menschen dieser Gruppe leiden an Depressionen, Angstzuständen oder hätte psychischen Stress. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, sich selbst zu verletzen.
"Die Fachleute registrieren auch mehr Fälle, bei denen sich junge Leute selbst verletzten oder Suizid-Gedanken äußern."
Die Situation ist nicht nur für Betroffene gefährlich, sondern auch für die Gesellschaft. Denn: Die Gesellschaft braucht Leute, die ins Erwachsenenleben gehen wollen. Die Fachleute appellieren an die Politik, das Thema endlich ernst zu nehmen. Sie argumentieren, dass sich dagegen die Gesundheitsversorgung in anderen Bereichen in den vergangenen Jahren verbessert habe.