Eine gute Freundin von Kostas hat Depressionen. Er wollte helfen, musste aber irgendwann Grenzen für sich selber ziehen. Die Psychotherapeutin Maria Strauß hat Tipps, wie wir mit depressiven Menschen im Freundeskreis umgehen können.
Kostas sagt, er könne sich gar nicht mehr daran erinnern, wann sich bei seiner Freundin die Depressionen zum ersten Mal bemerkbar gemacht haben. Die beiden kennen sich schon seit der Schulzeit. "Damals hatten wir noch nicht das Wort dafür, beziehungsweise wussten nicht, dass das eine Depression ist", erinnert er sich.
Erst während einer Therapie kam die Diagnose "Depressionen" auf. Im Freund*innenkreis wird offen darüber gesprochen und alle sind froh, dass das Problem nun einen Namen hatte.
"Wir sind bei Problemen an Punkte gekommen, wo ich nicht mehr wusste, wie ich helfen sollte."
Kostas hat oft mit der Freundin über ihre Probleme gesprochen. Er sagt, die Gespräche kreisten dabei immer wieder um die gleichen Themen und irgendwann erreichten sie Punkte, bei denen er sich einfach hilflos fühlte. Er wusste nicht, was er für seine Freundin tun kann. Der Schritt, eine Therapeutin aufzusuchen, habe dann den Freundeskreis sehr entlastet.
"Wenn man selber nicht die betroffene Person ist, dann denkt man, man müsste sich selber zurücknehmen und 100 Prozent für die andere Person da sein. Aber natürlich macht das auch etwas mit dir."
Kostas erzählt, dass er mit vielen Dingen überfordert war. Einerseits sich selbst immer zurücknehmen zu müssen, aber andererseits auch abzuschätzen, was ist jetzt die richtige Reaktion? Ein kleiner Schubs, um die Freundin zu motivieren oder einfach nur Mitgefühl äußern? – Kostas war froh, als diese Entscheidungen in professionelle Hände gelegt wurden.
Kostas erzählt, dass es für ihn auch sehr kräftezehrend war, wenn er über die Probleme der Freundin nachgedacht und ihr dann Ratschläge gegeben hat, die die Freundin am Ende aber ablehnte.
Ein beidseitiges Lernen
Inzwischen haben die beiden gelernt, auch über diese Unsicherheiten und Gefühle auf Kostas Seite zu sprechen. "Dadurch, dass wir uns schon so lange kennen, habe ich das Gefühl, dass diese offene Kommunikation geholfen hat", sagt er, "auch weil sie mir mal die Rückmeldung gegeben hat: 'Ich erwarte gar nicht von dir, dass du das Problem löst.'"
Im Umgang mit Freund*innen, stellt sich die Frage: Ist es für das engere Umfeld überhaupt möglich, zu erkennen, ob jemand an Depressionen leidet oder einfach nur eine schlechte Phase hat? Maria Strauß, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Uniklinik in Leipzig, sagt, dass es nicht einfach ist.
Meist hilft es, die Probleme anzusprechen
Was jedoch einen Hinweis liefern könne, sei der Zeitfaktor. "Wenn die Veränderungen, die Symptome über längere Zeit – mehr als zwei Wochen – dauerhaft da sind, und sich nichts mehr in die andere Richtung dreht, dann würde ich hellhörig werden und überlegen, ob nicht doch eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt", sagt die Ärztin.
"Mir haben schon oft Patient*innen gesagt, wenn es ihnen wieder gut ging, dass diese Ansprache: 'Ich habe das Gefühl, es geht dir nicht gut. Wie kann ich dir helfen?' – häufig der entscheidende Moment war, sich tatsächlich Hilfe zu suchen."
Wenn wir der Meinung sind, einer Freundin oder einem Freund geht es längere Zeit nicht gut, schließt sich auch schon die nächste schwierige Frage an: Sollten wir auf die Person zugehen und unsere Sorgen äußern oder lieber warten, bis sie von sich aus darüber spricht?
Maria Strauß sagt: "Das ist häufig eine Gratwanderung und da herrscht viel Unsicherheit, die ich nachvollziehen kann." Aber aus Gesprächen mit Patient*innen weiß sie auch, dass es sehr hilfreich sein kann, als Freundin oder Freund das Problem anzusprechen. Im Nachhinein berichten Patient*innen oft, dass dieser Austausch ein Wendepunkt war, der sie dazu bewogen hat, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Tipps der Fachärztin für den Umgang mit depressiven Freund*innen:
- Wir können das Problem als Freund*innen nicht lösen.
- Wenn die betroffene Person abstreitet, überhaupt ein Problem zu haben, dann sollten wir trotzdem unseren Standpunkt wiederholen und sagen: 'Ich glaube schon, dass du Hilfe brauchst. Ich bin da. Ich kann dich auch unterstützen bei der Suche nach einer Anlaufstelle, einem Profi.' – Mehr könne man in diesem Fall allerdings nicht tun.
- Gut gemeinte Ratschläge – wie etwa: "Heute ist doch bestimmt ein guter Tag!" – sind meist wenig hilfreich.
- Stattdessen die Situation akzeptieren.
- Motivieren, aber nicht zu viel verlangen.
- Akzeptieren, wenn die betroffene Person unsere Vorschläge und Initiativen ablehnt. Denn dieser "Rückzug" ist ein ganz klassisches Symptom bei Depressionen.
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- Kostas hat eine gute Freundin mit Depressionen.
- Maria Strauß über den Umgang mit depressiven Freunden.