Rumhocken und nachdenken führt nicht unbedingt zu kreativen Lösungen. Ein bisschen Bewegung und schon werden auch die Gedanken beweglicher, das belegen Studien.

Bei Tiktok sind derzeit häufig Walking Pads, also Laufbänder zu sehen. Die Nutzer*innen äußern sich begeistert, dass sie nun gleichzeitig laufen und arbeiten können – und obendrein steigere die Bewegung auch noch die Kreativität. Unsere Reporterin Minh Thu Tran hat wollte wissen: Stimmt das überhaupt? Sie ist dann auf mehrere Studien gestoßen, die belegen: Ja, wenn wir uns bewegen, kommt auch unser Geist leichter auf neue Ideen.

Vor allem bei eintöniger Bewegung funktioniert das gut, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Minh Thu Tran und sagt: "Am besten ist es tatsächlich, wenn es irgendeine monotone Sportart ist, und wenn ich dabei eine Bewegung mache, die ich gut kann."

Monotone Bewegungen reichen

Wenn kaum geistige Kapazität für die Bewegung aufgewendet werden muss, können Menschen sich gedanklich umfokussieren. Die automatisierte, körperliche Bewegung ermöglich geistige Beweglichkeit, bestätigt Claudia Voelcker-Rehage. Sie hat an der Universität Münster die Professur für Neuromotorik und Training inne.

"Ich brauche kaum Hirnressourcen, um diese Bewegung auszuführen, und ich habe dadurch relativ viel Kapazitäten frei, meine Gedanken auf was Anderes zu richten."
Claudia Voelcker-Rehage, lehrt und forscht zu Neuromotorik und Training, Universität Münster

Der Zusammenhang von Bewegung und Kreativität ist recht umfassend erforscht – von der Psychologin Marily Oppezzo und dem Psychologe Daniel L. Schwartz von der Universität Stanford zum Beispiel. Sie haben bereits 2014 zwei Gruppen und ihren kreativen Output verglichen.

Die eine Gruppe musste im fensterlosen Büro sitzen, die andere durften in derselben Büroumgebung auf Laufbändern gehen. Ergebnis: Die Gruppe, mit Zugang zu Laufbändern, hatte mehr und kreativere Ideen als die Gruppe, die nur rumgesessen hat.

Sport wirkt

Auch langfristig lassen sich positive Effekte von Bewegung auf die Kreativität nachweisen, erklärt Minh Thu Tran. Eine Untersuchung von Psychologinnen und Psychologen der Universität Graz hat nachgewiesen, dass allgemein die physisch aktivsten Probanden auch die kreativsten waren.

Das gilt also also auch, wenn die sportliche Tätigkeit nicht beiläufig und nicht monoton ist – wie bei Tennis oder Fußball beispielsweise. Auch dann kann sich ein kreativer Benefit einstellen – mit einer Verzögerung. Diese Erkenntnis teilt auch Claudia Voelcker-Rehage.

"Nach dem Sport, wenn mein Herz-Kreislauf-System wieder runterfährt, kann ich durchaus auch positive Effekte von dieser hoch anspruchsvollen, hoch anstrengenden Tätigkeit haben."
Claudia Voelcker-Rehage, lehrt und forscht zu Neuromotorik und Training, Universität Münster
Shownotes
Psyche und Sport
Bewegung boostert Kreativität
vom 22. August 2023
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartnerin: 
Minh Thu Tran, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin