Zu viel Stress kann körperlich und psychisch krank machen. Um die negativen Folgen von Stress zu vermeiden oder wenigstens abzumildern, ist es wichtig, zwischen den Auslösern für Stress und unserer Reaktion darauf zu unterscheiden.

Zuerst: Stress an sich ist erst mal nichts Schlechtes. Er gehört zum Leben dazu und kann sich sogar angenehm anfühlen. Stress ist auch nützlich: Unser Körper geht dabei in eine Art Alarmmodus und ist dann darauf vorbereitet, mehr Leistung zu bringen. Kurzfristige Stressreaktionen sind sogar gesund und lehrreich, wenn wir etwa die Erfahrung machen, eine schwierige Situation meistern zu können.

Zu viel Stress macht krank

Sind wir allerdings andauernd und zu viel Stress ausgesetzt und dadurch in konstanter Alarmbereitschaft, kann das unserer körperlichen und geistigen Gesundheit schaden. Um das zu verhindern oder zumindest abzudämpfen, ist es hilfreich, die Auslöser für den Stress – die sogenannten Stressoren – von unserer Stressreaktion zu unterscheiden, sagt die Medizinjournalistin Silke Jäger.

Wenn wir beides nämlich in einen Topf werfen, erklärt sie, übersehen wir, dass wir an unserem Stressgefühl etwas ändern können. Stress und Stressor hingegen unterscheiden zu lernen, ermögliche uns, besser mit Stress umzugehen.

"Wenn wir das nicht trennen, verpassen wir schnell den Unterschied zwischen den Dingen, auf die wir Einfluss haben, und den Dingen, die wir aushalten müssen."
Silke Jäger, Medizinjournalistin

Typische Stressauslöser sind etwa der Chef oder Chefin, die Druck ausüben, Eltern, die Vorwürfe machen oder einfach Zeitmangel, zählt Silke Jäger auf. Auch äußere Einflüsse können Stressoren darstellen – etwa, wenn wir an einer stark befahrenen Straße leben und anhaltendem Lärm ausgesetzt sind.

Stress ist auch intersektional

Stress hat im Prinzip jede*r, sagt die Medizinjournalistin. Aber es gibt strukturell benachteiligte Menschen, die mehr davon abkriegen als andere – das sind etwa Personen, die Rassismus ausgesetzt sind, oder solche, die aus Familien mit wenigen finanziellen Mitteln stammen.

Vor allem Frauen und weiblich gelesene Personen, die sich um andere kümmern, sind betroffen, weil sie besonderen Erwartungen ausgesetzt sind, sagt Silke Jäger. Stress habe also auch eine politische und gesellschaftliche Dimension.

Stressoren können unveränderlich sein, Stressreaktion ist es nicht

Manche dieser Stressauslöser nun können wir vermeiden – viele aber eben nicht. Sich bewusst zu machen, nichts gegen diese Stressoren unternehmen zu können, kann zwar erst mal ein Gefühl der Hilflosigkeit aufkommen lassen, räumt Silke Jäger ein. Aber: Wenn wir uns klar machen, dass es dennoch eine Sache gibt, auf die wir Einfluss nehmen können, nämlich unsere eigene Stressreaktion, mache das den Unterschied.

Und wie können wir die ändern? Mit ganz einfachen Mitteln! Beispiel: Wenn der Puls rast und der Atem kurz wird, helfen Atemübungen dabei, den Herzschlag wieder zu verlangsamen, erklärt die Medizinjournalistin. Schon allein davon fühle man sich dann besser.

"Es ist total wichtig, dass man sich um die Stressreaktion kümmert – am besten jeden Tag!"
Silke Jäger, Medizinjournalistin

Die Atemübung bei einem rasenden Herzschlag betrifft akute Situationen. Am besten aber arbeiten wir jeden Tag daran, rät sie. Das einfachste und effektivste Mittel: Bewegung! Denn die baue Stresshormone ab. Auch Lachen hilft, sagt sie. Und sich mit anderen über Stresserlebnisse auszutauschen.

Gut tue auch, persönliche Erfolge zu feiern. Und ebenfalls hilfreich: etwas mit den Händen zu machen – Malen, Musizieren oder Gärtnern etwa – weil das das Körpergefühl herausfordere.

"Das klingt vielleicht alles etwas schlicht. Aber dadurch erlebt man diese Selbstwirksamkeit, die einem den Gegenpol setzt zu diesem Hilflosigkeitsgefühl."
Silke Jäger, Medizinjournalistin

All diese Tätigkeiten helfen dabei, sich weniger hilflos zu fühlen, sagt Silke Jäger, weil wir dadurch merken, dass wir doch etwas tun können, selbst wenn Stressoren absolut unveränderlich sind.

Shownotes
Psyche und Gesundheit
Der wichtige Unterschied zwischen Stress und Stressoren
vom 24. Januar 2024
Moderation: 
Nik Potthoff
Gesprächspartnerin: 
Silke Jäger, Medizinjournalistin