• Deutschlandfunk App
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Von "Stay positive" bis "Kopf hoch, egal was kommt". Solche Glaubenssätze sollen uns aufbauen. Doch viele von uns setzen die Motivationssprüche eher unter Druck. Sollte es nicht auch okay sein, sich manchmal einfach mal mies zu fühlen? In der Ab 21 sprechen wir über toxische Positivität.

Yoga-Sessions, Life-Coachings und Meditationen rund um die Uhr: Zwanghaft glücklich zu sein geht unserem Gesprächsgast Timur gehörig auf die Nerven. Timur selbst leidet unter einer Angststörung. Im Gespräch hat er uns verraten, was sich unter "toxischer Positivität" verstehen lässt, und wie wir damit auf Instagram besonders stark konfrontiert werden.

"Ich kann nicht ununterbrochen alles Negative von mir abstreifen. Vor allem kann ich Leuten nicht das Recht absprechen zu leiden oder traurig zu sein. Das steht mir nicht zu und das ergibt auch absolut keinen Sinn."
Timur, hat auf Instagram über toxische Positivität gepostet

Problematische Positivität

Jeder ist seines Glückes Schmied? Die Autorin Anna Maas sieht das anders. In ihrem Buch "Die Happiness-Lüge" schreibt sie darüber, warum wir unsere negativen Emotionen nicht unterdrücken sollten. Anna erklärt uns, was am positiven Denken so belastend ist und was das Ganze mit einem übersteigerten Individualismus zu tun hat.

"Es ist wie bei dunkler Schokolade. Ein kleines Stück kann gut helfen, aber wenn man zwei Tafeln isst, dann ist es nicht mehr so hilfreich."
Anna Maas, Autorin des Buchs "Die Happiness-Lüge"

Wissenswertes zu negativen Emotionen

  • Eine Studie aus Großbritannien sagt, dass nicht mehr, sondern weniger Optimismus uns glücklicher macht. Das Problem vieler Optimisten: Ihre Erwartungen sind meist zu hoch. Das führe dann häufig zu Enttäuschungen, sagt Journalistin Magdalena Bienert.
  • Vorsicht: Wer Wut unterdrückt, kann depressiv werden. Dabei wird uns schon im Kindesalter beigebracht, uns nicht auszuleben. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch Forscher aus Kanada und den USA. Sie glauben, dass man schlechte Gefühle wohl manchmal einfach akzeptieren muss.
  • "I love making you believe What you get is what you see But I'm so fake happy I feel so fake happy And I bet everybody here Is just as insincere We're all so fake happy And I know fake happy", singt Sängerin Hayley Williams im Song „Fake Happy“ der Alternative-Band Paramore.
  • "Social Media ist im Endeffekt Stress. Es ist kein Escapismus. Weil dein eigenes Leben gerade richtig mies ist. Weil niemand was Schlechtes aus seinem Leben postet. Du siehst nur die ganzen schönen Dinge der anderen", sagte auch Journalistin Kathi Krause bereits 2016 über ihre Depression.
  • Achja: Positivität ist nicht das Einzige, dass uns durch Social Media vermittelt wird. Gleiches gilt für die angebliche Produktivität, etwa in Form von selbstgebackenen Bananenbroten auf Instagram und Co.

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
Toxische Positivität
Wann uns #goodvibes schaden
vom 26. Februar 2021
Moderatorin: 
Shalin Rogall
Gesprächspartner: 
Timur, hat auf Instagram über toxische Positivität gepostet
Gesprächspartner: 
Anna Maas, Autorin des Buchs "Die Happiness-Lüge"