Es ist gerade Prüfungsphase an den Unis: Formeln, Daten, Fakten – bei so viel Druckbetankung kann unser Hirn schon mal durchdrehen. Wir sagen euch, wo seine Grenzen sind und haben Tipps, wie ihr gut durch die Prüfungsphase kommt.
Egal was wir machen: Etwa fünf Prozent des Stoffes kriegen wir beim Lernen einfach nicht in den Kopf rein, hat uns der Psychologe Michael Cugialy erzählt.
Beim Lernen werden im Gehirn neue Verbindungen geknüpft, unser Gehirn baut sich also sozusagen um. Problem: So viel wir auch lernen – es kommen meistens trotzdem nicht alle Verknüpfungen zustande, die wir uns wünschen, hat uns Neurowissenschaftler Boris Konrad erklärt.
"Manches will sich einfach nicht mit dem verknüpfen, was schon da ist, so dass bei den meisten ein paar Prozent übrig bleiben, die da nicht rein wollen."
Helfen können hier Gedächtnistechniken, weil sie ganz anders an die Sache rangehen: Gedächtniskünstler*innen lernen mit Bildern.
Mit Bildern lernen: Die Loci-Methode
Johannes Mallow, zweifacher Gedächtnisweltmeister, hat in einem Interview vorgeschlagen, den Stoff, der gut reingeht, "ganz normal" zu lernen und das, was schwer fällt – und das können eben diese restlichen fünf Prozent sein – zum Beispiel mit der Loci-Methode. Bei dieser geht ihr im Kopf eure Wohnung durch und legt den Lernstoff an bekannten Orten ab.
Beispiel Einkaufsliste, ihr wollt Müsli, Kaffee und Ketchup kaufen: Ihr kommt nach Hause und die Fußmatte ist das Müsli, wenn ihr darauf rumtrampelt, knistert und knuspert es total. Ihr geht weiter ins Bad, um euch die Hände zu waschen – und aus dem Wasserhahn kommt Kaffee. Und die Handseife aus dem Spender ist Ketchup. Lecker. Klingt abgedreht, aber genau deshalb werdet ihr es euch merken. Wie in einem Film. Und um das abzurufen, geht ihr den Weg in der Wohnung einfach in Gedanken wieder durch.
"Die Fußmatte ist das Müsli, aus dem Wasserhahn kommt Kaffee, und die Handseife aus dem Spender ist Ketchup."
Auch bei den anderen 95 Prozent Lernstoff, die wir uns im Prinzip schon merken können, müssen wir einiges beachten, sagt die Wissenschaft. Ausreichend Pausen und genügend Schlaf sind zum Beispiel superwichtig, sonst geht der Lerneffekt nach hinten los. Langes Lernen in Kombination mit wenig Schlaf sorgt für schlechtere Leistungen, beweisen Studien.
Lernen mit Tomatenhilfe: Pausen-Technik "Pomodoro"
Auch für die Pausen gibt es natürlich Hilfsmittel und Techniken. Eine davon heißt "Pomodoro" (spanisch für "Tomate"): 25 Minuten lernen, fünf Minuten Pause ist da der Rhythmus. Nach zwei Stunden kommt dann eine längere Pause. Bei Youtube findet ihr jede Menge Videos mit genau diesem Timer und mit sanfter Musik, die das Ganze begleitet. Wichtig: Alle anderen Reize – allen voran das Smartphone – müssen in der Lernphase ausgeschaltet werden.
Beim Lernstoff an sich ist es wichtig, dem Gehirn unterschiedliche Lernarten anzubieten. Also nicht nur passives Lernen, indem ihr Texte lest und Grafiken anschaut, sondern auch aktives Lernen: sich abfragen lassen, Testprüfungen durchrechnen, sich selbst aufschreiben, was drankommen könnte.
Der Chatbot fragt euch ab
Und es gibt noch eine – ziemlich aktuelle – Möglichkeit zu lernen, hat uns Neurowissenschaftler Boris Konrad verraten: Ihr lasst euch vom Chatbot ChatGPT Fragen stellen.
"Man kann ChatGPT nutzen, um sich zu einem Thema Fragen stellen zu lassen. Das nennt sich 'Testing Effect' – ein riesengroßer Effekt, sollte man nutzen."
Eine Metaanalyse, also die Auswertung verschiedener Studien dazu, hat übrigens gezeigt: Das Lernen klappt am besten, wenn ihr euch den Stoff erstmal passiv einprägt, dann eine kurze Pause von einem oder ein paar Tagen einlegt – und dann in die aktive Phase wechselt, in der ihr den Stoff abrufen müsst, so wie später in der Prüfung.