Vor dem Landgericht Stuttgart sind Anton Schlecker und seine Familie wegen vorsätzlichen Bankrottes, Insolvenzverschleppung und Untreue angeklagt. Es geht um Millionenbeträge. Schlecker, seine Frau und seine beiden Kinder sollen das Geld vor dem Bankrott im Jahr 2012 beiseitegeschafft haben.
Schlecker, die blaue Drogeriemarktkette, zählte einmal zu den reichsten Firmen Deutschlands. Trotzdem hat Schlecker am Personal gespart. Die Angestellten konnten oft nicht mal auf die Toilette gehen, weil sie allein im Markt waren. In den meisten Filialen gab es nicht einmal ein Telefon. Am Ende waren die rund 25.000 Mitarbeiter arbeitslos. Die meisten davon Frauen, "Schlecker-Frauen" genannt, ab Mitte 40.
"Die Staatsanwaltschaft wirft Anton Schlecker vor, er habe gewusst, dass er sein Unternehmen nicht mehr retten konnte, und habe dann angefangen, Geld beiseitezuschaffen. Das nennt man vorsätzlichen Bankrott."
In 36 Fällen sollen die Schleckers Vermögenswerte des Drogeriemarkt-Konzerns dem Zugriff der Gläubiger entzogen haben, so die Staatsanwaltschaft. Anton Schlecker, 72 Jahre, soll seine Enkelkinder mit sehr großen Geldsummen beschenkt haben. Seine Frau soll ein überhöhtes Gehalt bezogen haben. Die Renovierung einer Wohnung seines Sohnes soll Schlecker mit einer Million Euro finanziert haben.
Großzügigkeit oder Trickserei?
Das Gericht muss im Prozess nun klären, ob Anton Schlecker einfach nur großzügig war oder ob er dieses Geld vorsätzlich beiseitegeschafft hat. Bereits ein halbes Jahr nach der Insolvenz 2012 wurde mit den Ermittlungen begonnen. Vier Jahre haben sie gedauert.
Das Ehepaar Anton und Christa Schlecker wohnt nach wie vor in einer Villa in Ehingen an der Donau. Der ehemalige Firmensitz in Ehingen wurde verkauft und der Erlös floss in die Insolvenzmasse. In dem früheren Firmensitz soll Frau Schlecker noch ein Immobilienbüro betreiben.
Kurz nach der Insolvenz gab es eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Nach der haben nicht viele der Schlecker-Frauen wieder eine Arbeit gefunden. Einigen wenigen ist es gelungen, sich in den ehemaligen Filialen selbstständig zu machen. Wie das inzwischen aussieht, darüber gibt es keine Statistiken mehr.
Eine der Schlecker-Frauen heute: Ingeborg Häberl
Ingeborg Häberl aus Neumarkt in der Oberpfalz ist eine der ehemaligen Schlecker-Frauen. Trotz vieler Widrigkeiten hat sie es geschafft, sich mit einer Gebäude-Reinigungsfirma selbständig zu machen. Sie hat heute acht Mitarbeiter.
Ein Gründungszuschuss wurde ihr mit dem Hinweis auf offene Stellen im Handel verwehrt. Dabei habe es zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie keine Vollzeit- oder unbefristete Stellen im Handel mehr gegeben, sagt Häberl. Sie ist auch heute noch wütend darüber, dass Anton Schlecker nie eine öffentliche Stellungnahme abgegeben hat.