Das Snowflake-Netzwerk ist für die Menschen im Iran eine Möglichkeit, auch auf gesperrte Webseiten zuzugreifen. Nutzende auf der ganzen Welt können sich einen Client herunterladen, um mit ihrem Zugang Menschen im Iran zu helfen. Das Netzwerk verdeckt aber auch Straftaten.
Im Iran protestieren, seit dem Jina (Mahsa) Amini in Polizeigewahrsam zu Tode gekommen ist, viele Menschen gegen das Regime. Um die Demonstrationen zu organisieren und zu informieren und zu berichten, nutzen Iraner*innen das Internet. Das Mulah-Regime hat nun die Nutzung des Internets eingeschränkt und sperrt Inhalte.
Die demonstrierenden Iraner*innen wurden deshalb von Expert*innen auf das Netzwerk Snowflake hingewiesen. Durch dieses Netzwerk können die User*innen auch auf Webseiten zugreifen, die im Iran gesperrt sind.
Wie Snowflake funktioniert
Die Idee hinter Snowflake ist es, zahlreiche neue Zugangspunkte zum Tor-Netz zu schaffen. Das ist der Teil des Netzes, der als "Darknet" bezeichnet wird und in dem getarnt gesurft werden kann. Dort sieht eine Zensurbehörde nicht mehr, welche Webseiten von User*innen aufgerufen werden oder wo, was gepostet wird.
"Snowflake ist eine Browser-Erweiterung, die man zum Beispiel für Firefox oder Chrome herunterladen und eben mit einem Klick installieren kann."
Normalerweise funktioniert der Zugang zum Tor-Netzwerk über die sogenannten Entry-Nodes, also Zugangsknoten. Das sind Webserver, von denen es mehrere tausend gibt. Aber diese Server kann eine Zensurbehörde irgendwann identifizieren und blocken. Je mehr Menschen sich jedoch Snowflake installieren, desto mehr Zugangspunkte gibt es. Und je mehr solcher Zugangspunkte es gibt, desto schwieriger wird es alle schnell oder überhaupt zu identifizieren und zu blockieren.
Daher kann es den Demonstrierenden im Iran zugutekommen, wenn sich viele Menschen Snowflake herunterladen und öffnen.
Snowflake kann auch Straftäter*innen schützen
Aber nicht nur Iraner*innen können diese Zugänge nutzen. Wer sich über den eigenen Snowflake Zugangspunkt einwählt und was diese Person macht, könne weder bestimmt noch eingesehen werden, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Michael Gessat. Das kann dazu führen, dass sich auch Straftäter*innen durch den eigenen Zugangspunkt ungesehen im Netz bewegen.
"Ich sehe die Missbrauchs-Gefahr nicht so dramatisch, weil zum Beispiel ein Krimineller in Deutschland den Umweg über Snowflake gar nicht bräuchte."
Falls es dazu kommen sollte, dass jemand euren Snowflake-Zugangspunkt kriminell nutzen würde, dann, sagt Michael Gessat, könnte das nicht auf euch zurückfallen. Die IP-Adresse, mit der wir im Netz identifiziert werden, ist nicht sichtbar und der Datenverkehr ist verschlüsselt. Daher können auf Rechnern, Smartphones oder Tablets auch keine zwischengespeicherten strafbaren Daten liegen bleiben, die lesbar sind.
Außerdem, erläutert Michael Gessat, wäre in Deutschland so ein Umweg über einen Snowflake-Zugangspunkt für Kriminelle nicht notwendig und würde daher hierzulande auch nicht von solchen genutzt werden.