Die Steuer, Sport machen, den Keller entrümpeln - es gibt Dinge, die schieben wir gern vor uns her. Sich selbst eine Frist zu setzen, kann helfen und motivieren - muss aber nicht, wie Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt.

Es gibt viel zu tun - und wir finden immer wieder einen Weg, es aufzuschieben statt anzupacken. Prokrastination nennt man das, und wir alle kennen dieses Phänomen, zumindest zu Teil.

Ein schlauer Tipp bei einem solchen Verhalten lautet: Setz dir eine Deadline! Dieser Tipp ist aber nicht ganz so schlau, wie viele meinen, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.

"Wenn eine Deadline weit in der Zukunft liegt, nutzen Menschen das als Ausrede dafür, dass man ja aufschieben darf."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Bei Deadlines kommt es nämlich auf den richtigen Zeitpunkt an: Liegt eine Deadline zu weit in der Zukunft, führt das oft erst recht dazu, Dinge aufzuschieben. "Mach ich später!", denken sich dann viele. "Alles was in der Zukunft ist, wird von unserem Gehirn verarbeitet, wie etwas komplett Fremdes", so der Neurowissenschaftler. Wir haben keinen richtigen Bezug dazu.

"Je weiter in der Zukunft man etwas erledigen will, desto unpersönlicher wird es und desto unmotivierter ist man dann auch."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Besser sei es in jedem Fall, sich selbst nur kurze Deadlines zu setzen. "So fängt man dann auch Projekte an, die man sonst immer verschiebt", meint Henning Beck. Wenn wir ins Tun kommen, belohnt uns unser Gehirn für diesen Fortschritt, ganz gleich, wie klein er auch war. Und das motiviert uns dann, weiterhin dran zu bleiben, erklärt der Neurowissenschaftler. Ganz nach dem Motto: Mit kleinen Schritten kommt man auch ans Ziel.

Shownotes
Aufschieberitis
Warum Deadlines uns nicht immer weiterhelfen
vom 20. November 2021
Modaratorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Neurowissenschaftler Henning Beck