Die Programmiersprache Cobol ist über 60 Jahre alt. Weltweit sind noch viele Systeme im Einsatz, die auf ihr basieren. Die Unternehmen müssen irgendwie damit umgehen, dass mit Cobol heute niemand mehr was zu tun haben will.
Allein in der letzten Aprilwochen meldeten sich in den USA über drei Millionen Menschen arbeitslos. Das sind so viele zu bearbeitende Anträge wie noch nie.
Im Bundesstaat New Jersey stieg das Antragsvolumen um 1600 Prozent an. Das Problem: Verwaltet werden die Anträge von einem System, das mit Cobol geschrieben ist und das nun eine Überarbeitung benötigt. Es fehlen nur die entsprechenden Experten.
In einer Pressekonferenz suchte der Gouverneur des US-Bundesstaates New Jersey nun offiziell nach Menschen mit Cobol-Expertise.
Cobol schon seit den 80ern veraltet
Die Programmiersprache Cobol steht für "Common Business Oriented Language" und ist schon seit sechzig Jahren im Einsatz. Besonders im Finanz- und Bankenwesen und in Behörden wird diese Programmiersprache immer noch verwendet.
Allerdings sind das noch alte Systeme - neue Systeme werden nicht in Cobol aufgesetzt. Eine moderne, häufig zum Einsatz kommende Programmiersprache ist zum Beispiel Java.
"Wenn ich versuche einen Cobol-Kurs aufzustellen, dann finden Sie keine Dozenten. Aber ich würde auch kaum Studenten kriegen, die freiwillig so eine Vorlesung besuchen."
Auch in Deutschland finden sich noch viele Systeme, die auf Cobol basieren. Etwa bei der Deutschen Rentenversicherung und bei den Versicherungen Debeka und Süddeutsche Krankenversicherung. Doch gelehrt wird diese Sprache nicht mehr.
Jürgen Vollmer, Informatik-Professor an der Dualen Hochschule Baden Württemberg, sagt, seine Studenten würden sich für Cobol nicht mehr begeistern können. Cobol lernt man heute direkt im Beruf selbst, wenn es denn gebraucht wird, oder in Inhouse-Schulungen. Und so ist das auch in den USA.
Viele IT-Systeme sind alt
Obwohl es auf den ersten Blick überraschend sein mag: Viele große IT-Systeme sind Jahrzehnte alt. Sie sind mit der Zeit gewachsen und bestehen aus vielen Millionen Zeilen Programmcode. Deshalb können große, alte Cobol-Systeme auch nicht einfach durch neue abgelöst werden. Teilweise geht es rein technisch nicht, oder der Aufwand ist zu groß, je nach Anwendung auch das Risiko.
Zwar finden sogenannte Migrationsprojekte statt, sagt Volker Riediger, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Softwaretechnik der Universität Koblenz-Landau - also Projekte, in denen ein großes, altes System auf ein neues mit einer anderen Programmiersprache umgestellt wird.
Doch die würden dann genauso lange dauern wie der bisherige Betrieb der Software - also ebenfalls viele Jahre bis Jahrzehnte.
"Eine Lebensversicherung läuft 40 Jahre, 50 Jahre. Man muss diese Zeitspanne berücksichtigen. So ist auch die Cobol-Problematik entstanden. Wenn Paypal mal das gleiche Alter von 40, 50 Jahren hat, dann gibt es das gleiche Problem."
Das Phänomen alter, großer Systeme ist in der IT bekannt. Bei Cobol ist es allerdings extrem, weil die Programmiersprache so alt ist und noch so viele darauf basierende Systeme im Einsatz sind.
"Da kann man nur eins machen", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Konstantin Köhler: "Sauber dokumentieren und regelmäßig warten. Und immer im Kopf haben, dass das System womöglich noch Jahrzehnte laufen muss.