Die BBC-WDR-Doku-Serie "Der Blaue Planet" zeigt spektakuläre Bilder und Verhaltensweisen von Tieren, die noch nie gefilmt wurden. Vier Jahre lang haben die Filmemacher auf 125 Expeditionen 39 Länder bereist und 6000 Stunden mit Tauchgängen verbracht. Das Team hat jeden Kontinent und jeden Ozean besucht.
Sigurd Tesche ist der Produzent der deutschen Version des Riesen-Doku-Projekts. Der beinahe 78-Jährige hat mit mehr als 600 Tier- und Naturfilmproduktionen langjährige Erfahrung. Sigurd Tesche hat viele Unterwasseraufnahmen gemacht und war dafür mit U-Booten unterwegs. Mit ihnen hat er seltene Fische und Wale aufgespürt und ist dreimal zur Titanic abgetaucht.
Immer wieder Neues in der Natur zu entdecken, findet der Dokumentarfilmer gar nicht so schwer. Allerdings braucht es dazu menschliche Ressourcen und Zeit. Beispielsweise mussten sich vier Kamerateams über acht Tage abwechseln und Tauchgänge machen, um den Großzahnlippfisch zu beobachten und zu filmen, bis dieser die Verhaltensweise zeigte, die Sigurd Tesche schon lange mit der Kamera einfangen wollte.
"Wenn ein Kamerateam aus dem Wasser kam, ist das nächste wieder rein. Nur so schaffen Sie es, an solche Bilder heranzukommen. Der Fisch macht das ja nicht auf Kommando."
Eine so aufwändige Produktion wie "Der Blaue Planet" kostet Geld – viel Geld. Und die British Broadcasting Company, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Großbritannien, hat sehr viel Geld zur Verfügung, sagt Sigurd Tesche. Sie kann es sich erlauben, für diesen einen Vorgang mehrere Teams auf Standby zu halten. Ein Tauchgang kostet zwischen 45.000 und 70.000 Euro.
"Wir sprechen hier von 1,8 Millionen Euro pro Folge."
Wie beim Spielfilm arbeitet auch die Dokumentation mit einem Drehbuch, erklärt Sigurd Tesche. Die Vorgänge, die das Team mit der Kamera einzufangen hofft, werde im Drehbuch szenisch dargestellt. Entscheidend seien bei den Tauchgängen die Tauchbootpiloten: "Die kennt man, das ist eine Hand voll", sagt Sigurd Tesche. Diese Piloten müssen es schaffen, den Kameramann mit seiner Kamera so vor das Objekt zu bringen, dass er es aufnehmen kann.
Mega-Produktion für spektakuläre Aufnahmen
Aber nicht nur die Teamgröße, auch die eingesetzte Technik ist bei dieser Doku kostspielig. Zum Beispiel haben die Kamerateams mit einem Kamerhersteller "Megadome" entwickelt. Das ist ein kuppelförmiger Vorsatz für die Unterwasserkamera. Damit konnten Aufnahmen über und unterhalb der Wasseroberfläche gemacht werden.
Spektakulär ist die Aufnahme geworden, wie eine Walrossmutter mit ihrem Kalb versucht, auf eine Eisscholle zu kommen. "Eine sehr ergreifende Szene, weil das Schlimme dabei ist, dass sie nicht mehr genug Eisschollen finden aufgrund des Global Warmings", sagt Sigurd Tesche.
"Die Tiefseegeschichten sind das Schwierigste, Teuerste und Aufwändigste, was man realisieren kann."
Wer so intensiv die Meere bereist und beobachtet, dem bleibt auch nicht verborgen, wie sehr sie sich durch den Klimawandel verändern. Sigurd Tesche sagt, dass er im Verlauf der Jahrzehnte beobachtet hat, dass die Meere immer wärmer wurden - und die Anrainerstaaten viel Schmutz in die Meere geleitet haben.
"Es gibt Korallenriffe im Mittelmeer, die absolut zerstört sind. Da finden Sie nur noch Schleim. Da gibt es keine lebenden Koralle mehr. Das sind Todeszonen."
Für Dokumentarfilmer sei es in der Tat eine Frage, ob sie eher die Schönheit der Natur oder deren Zerstörung zeigen sollen. Auch wenn "Der Blaue Planet" schöne Bilder zeigt, liefert er viele Denkanstöße, ist Sigurd Tesche überzeugt. Gerade die BBC hätte darauf Wert gelegt, dass immer wieder Umweltaspekte in der Doku behandelt werden.
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