Wegen der Corona-Pandemie haben einige Universitäten ihren Studierenden angeboten, Klausuren auch von zu Hause aus zu schreiben. Damit die Studierenden dabei nicht schummeln, gibt es Proctoring Software. Das Verfahren ist umstritten. Aber wer durch Corona besonders gefährdet ist, hat kaum eine andere Wahl.
Der Begriff Proctoring kommt von englischen Begriff Proctor, der eine Prüfungsaufsicht oder die oder den Aufsichtsführenden bezeichnet. Manche Unis bieten ihren Studierenden an, Klausuren unter Überwachung durch eine Proctoring Software von zu Hause aus zu schreiben.
Proctoring Software sperrt Aktionen und schneidet mit
Durch die Software werden Studierende daran gehindert, neue Browsertabs oder –fenster zu öffnen, den Browser zu verlassen, Dinge zu kopieren und einzufügen, Dateien herunterzuladen oder einen Rechtsklick zu machen.
Zusätzlich werden alle Bildschirmbewegungen aufgezeichnet. Und durch den Zugriff auf Kamera und Mikrofon des Computers soll sichergestellt werden, dass Studierende nicht aufstehen oder sprechen und sich keine anderen Personen im Raum befinden. Dabei werden auch Kopf-, Augen- und Mundbewegungen überwacht. Bei manchen Anbietern sind sogar elektronische Geräte am Körper verboten. Eine Insulinpumpe müsste dann vorher beim Prüfungsamt gemeldet werden.
"In der Regel ist das freiwillig. Allerdings gilt diese Wahlfreiheit für besonders gefährdete Personen nicht unbedingt. Deshalb kann man sich schon fragen, ob die Überwachung nicht auch etwas sanfter geht.“
Bei dieser Art des Proctorings wertet eine Software die Aufnahmen aus und markiert mögliche Täuschungsversuche automatisch in der Aufzeichnung, und ein Mensch überprüft diese Stellen noch mal. Es gibt allerdings auch die Variante, bei der ein Mensch die Aufsicht während der Prüfung übernimmt, ohne dass etwas aufgenommen wird.
Proctoring Software kann die Konzentration stören
Leonard Wolf hat eine Klausur mit einer automatischen Proctoring Software geschrieben und berichtete netzpolitik.org: Es habe ihn irritiert, dass ihm die Software kein Feedback über sein Verhalten gegeben habe. Die Folge: Er habe sich viele Gedanken gemacht, ob er sich gerade falsch verhalten habe. Und das habe es ihm erschwert, sich auf die Klausur zu konzentrieren.
Eine Alternative zu solchen Softwares sind Take Home Klausuren. Bei ihnen sind Aufgabentypen und -menge so konzipiert, dass Studierende Hilfsmittel benutzen dürfen, aber nur diejenigen bestehen, die vorbereitet sind.