Präriehunde, die nordamerikanische Version unserer Murmeltiere, sehen zwar genauso süß aus – sind aber nicht zu unterschätzen. Forschende haben herausgefunden, dass es richtige "Serienkiller" unter ihnen gibt – und das, obwohl sie Veganer sind.
Das nutzen vor allem die Präriehundweibchen aus. Denn Forschende der Universität Maryland haben in Experimenten herausgefunden, dass die pflanzenfressenden Präriehunde ganz gezielt Jagd auf ihre schwächeren Nachbarn machen, um so mehr Lebensraum und mehr Futter für sich zu haben.
Töten ohne zu fressen
Dabei haben die Präriehundweibchen laut den Forschenden jeweils ganz unterschiedliche Tötungstaktiken entwickelt: Manche Präriehunde jagen die Ziesel aktiv, manche von ihnen erwischen sie aus dem Hinterhalt und andere verstecken sich vor dem Eingangsloch der Ziesel und warten geduldig, bis sich die Ziesel blicken lassen.
"Manche Präriehunde jagen die Ziesel aktiv, andere lauern ihren Opfern im Hinterhalt auf."
Der Tötungsvorgang danach ist aber immer gleich: "Fangen, schütteln, töten, liegen lassen" – so beschreiben es die Forschenden in ihrer Studie. Nach den Tötungen würden sich die Präriehunde wieder ihrem Alltag zuwenden, friedlich grasen oder liebevoll mit ihren Jungen spielen.
Präriehundweibchen töten in Serie
Ein Drittel aller Präriehundweibchen tötet laut der Forschenden im Laufe seines Lebens mindestens ein Ziesel. Und dann gibt es noch die regelrechten Serienkiller, sagt Biologe Mario Ludwig. Beispielsweise hat ein Weibchen in vier Jahren neun Ziesel getötet, ein anderes hat innerhalb von fünf Jahren sechs Ziesel getötet. Die Forschenden konnten aber auch ein Präriehundweibchen beobachten, das an einem Tag gleich sieben junge Ziesel getötet hat.
"Rekordhalterin war ein Präriehundweibchen, das an einem Tag gleich sieben junge Ziesel getötet hat."
Auffällig war dabei, dass sich die Präriehunde vor allem im Mai sehr tötungsfreudig verhalten. Das ist der Monat, in dem die Zieseljungen erstmals ihren Bau verlassen und auf Nahrungssuche gehen.
Der Kampf um genügend Nahrung
Für die Forschenden liegt deshalb eine These sehr nah: Die Präriehunde töten die Ziesel aus Konkurrenzgründen. Denn wenn weniger Ziesel in ihrem Lebensraum sind, bleibt mehr Präriegras für die Präriehunde übrig. Um die These zu überprüfen, haben die Forschenden den Nachwuchs von Killer-Präriehundweibchen mit dem der Weibchen, die keine Ziesel getötet haben, verglichen. Tatsächlich konnten sie dabei feststellen, dass die Killer-Weibchen im Durchschnitt größere Würfe und generell eine größere körperliche Fitness vorweisen konnten.
"Weißschwanz-Präriehunde sind die einzigen pflanzenfressenden Säugetiere, die ihr Opfer nicht töten, um sie zu fressen, sondern um einen Nahrungskonkurrenten auszuschalten."
Es genüge offenbar schon, ein Ziesel im Territorium zu töten, damit die Präriehundmutter für sich und ihren Nachwuchs ausreichend Nahrung zur Verfügung hat, erklärt Mario Ludwig.
Ziesel gehen Kompromiss ein
Stellt sich natürlich noch abschließend die Frage: Warum suchen die Ziesel dann nicht einfach ein neues, sichereres Zuhause für sich und ihren Nachwuchs? Eine genaue Antwort konnten die Forschenden bisher noch nicht finden. Ihre Vermutung ist allerdings, dass die Ziesel eine Art Kompromiss eingehen: Zwar werden immer wieder einige ihrer Artgenossen getötet, indirekt erhalten sie von den Präriehunden aber auch Schutz vor noch größeren Fressfeinden wie Adlern oder Kojoten.
Denn Präriehunde haben ein ausgeklügeltes Warnsystem, bei dem sie ihre Umgebung immer genauestens beobachten und mit einem schrillen Warnpfiff ihre Artgenossen vor einer sich nähernden Gefahr warnen. Auch die Ziesel können sich durch die Warnpfiffe schnell in ihren Höhlen in Sicherheit bringen.