Klassiker: Sobald wir im Urlaub sind, werden wir krank. Das liegt daran, dass unsere Speicher leer sind, und unser Körper alle Energie darauf verwendet, sie wieder aufzufüllen, sagt Psychologin Sandra Waeldin. Manche Menschen seien aber auch eher anfällig für Poststress-Krankheiten.
Das kennen die meisten: Bevor wir in den Urlaub fahren, arbeiten wir noch schnell alles unter Hochdruck ab, was liegen geblieben ist, damit wir ganz frei im Kopf unseren Urlaub genießen können. Endlich mal runterkommen, erholen, auftanken.
Wenn es in den Urlaub geht, ist unser Immunsystem meist geschwächt
"Auftanken" denkt sich unser Körper nur leider auch. Psychologin Sandra Waeldin weiß: "An dem Punkt, an dem wir in den Urlaub fahren, ist unser Immunsystem meist geschwächt." Das liegt daran, dass Körper und Geist vorher auf Hochtouren gefahren sind und die Energie jetzt einfach leer ist.
"Wenn wir ganz akuten, starken Stress haben, können wir es uns gar nicht leisten, krank zu werden."
Sandra Waeldin erklärt, wie das Ganze auf der psycho-biologischen Ebene aussieht: In unserem Körper spielt Noradrenalin eine große Rolle. Das ist ein Botenstoff, den wir unter Stress brauchen - er ist unter anderem für Aufmerksamkeit und Konzentration verantwortlich.
Im Urlaub merkt der Körper: Die Speicher sind leer
Der Botenstoff Noradrenalin ist aber irgendwann aufgebraucht, sagt Sandra Waeldin. Wir haben einen Speicher, und der ist irgendwann leer. Die Psychologin sagt: "Unter Stress schaffen wir es, genauso viel zu synthetisieren, so lange wir es brauchen, wenn das aber nachlässt, wird nicht neu synthetisiert."
Das bedeutet, solange stressbedingt Bedarf da ist, arbeitet der Körper auf Kante und hält sich auf Level.
"Im Urlaub sieht der Körper dann, dass die Speicher leer sind. Das bedeutet, er braucht aktuell nichts mehr zu synthetisieren - muss aber auffüllen, und da geht die ganze Energie hin."
Wenn wir also im Urlaub krank werden, weil unser Immunsystem geschwächt ist, sind wir vorher vermutlich zu lange auf Reserve gelaufen. Nicht in Urlaub zu fahren, schützt aber im Umkehrschluss auch nicht davor, krank zu werden. Denn irgendwann, sagt die Psychologin, müssen wir mal kürzertreten. Permanent unter Hochdruck und starkem Stress – das hielte kein Mensch aus.
Typische Symptome von Poststress
Was unter Leisure Sickness oder Poststress bekannt ist, hat eindeutige Symptome: Ein Klassiker sind die Infekte oder die Erkältung im Urlaub. Ein bisschen weniger bekannt seien Magen-Darm-Probleme, die auch Folge von Poststress sein können, so Sandra Waeldin. Eher selten, dafür sehr markant, wenn es auftritt, sind Atemprobleme oder Asthma. Das trete meist bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung auf.
Und noch ein weiteres typisches Symptom ist die Migräne im Urlaub. Die kann aber als Sonderfall auch Folge des veränderten Tagesrhythmus sein, der Migräne triggert, so die Psychologin.
Mehrere Faktoren begünstigen Poststress
Es gibt Menschen, die besonderes anfällig für Poststress sind. Meist sei es ein Zusammenspiel aus mehreren Fakturen, und zwar aus Genen, aus Anlagen, die früh in der Kindheit erworben werden und aus Dispositionen, die sich später im Leben manifestieren.
Wer also zum Beispiel merkt, dass er gerne mal am Wochenende Kopfschmerzen hat, kann davon ausgehen, dass er ein Leben führt, das nicht zu seinen biologischen Grundlagen passt – weil ich meine Energiespeicher permanent entleere.
Um Poststress vorzubeugen, sollten wir im Alltag darauf achten, unsere Energiespeicher regelmäßig aufzufüllen, sagt Sandra Waeldin. "Effektive Regeneration" sei hier ein Stichwort. Dazu zähle unter anderem autogenes Training, das zwar zunächst über mehrere Wochen erlernt werden müsse, später aber in nur wenigen Minuten im Alltag hilfreich sei, sich schnell und effektiv runterzuleveln.