Pornoseiten sind in Deutschland leicht zugänglich. Medienwächter sehen den Jugendschutz verletzt und fordern seit Langem die Sperrung nicht kooperativer Porno-Plattformen. Dazu riefen sie Internetprovider auf, die Webseiten ohne behördliche Anordnung zu sperren. Die Provider lehnen das jetzt ab.
Einmal das Häkchen bei "Ich bin 18 Jahre alt" setzen und schon hat jede und jeder Zugriff auf Pornowebseiten. In Deutschland braucht es quasi nur zwei Klicks, um im Netz an Pornos zu gelangen.
Der Jugendschutz komme hier zu kurz, kritisieren die deutschen Medienanstalten schon lange. Sie fordern daher, die Voraussetzungen für den Zugang zu Pornoportalen anzuheben, beispielsweise indem die Pornoanbieter Nutzerinnen und Nutzer erst dazu auffordern, ihren Personalausweis einzuscannen, bevor sie an die Inhalte kommen.
Ausländische Anbieter vs. deutsches Jugendschutzrecht
Sollten die – oftmals im Ausland sitzenden – Anbieter das deutsche Jugendschutzrecht weiterhin nicht umsetzen, rufen die Medienanstalten Internetprovider wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder Telefonica dazu auf, die Webseiten für ihre Kundinnen und Kunden zu sperren. So der Stand der letzten Wochen.
Denn laut Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ist die "einfache" Pornografie nur zulässig, wenn die Anbieter sicherstellen, dass ausschließlich Erwachsene an die Inhalte kommen. Es geht um die sogenannte geschlossene Benutzergruppe.
"Aber geschlossene Benutzergruppen mit Altersüberprüfung wären wiederum schlecht für das Geschäftsmodell der Plattformen, das auf leichte Verfügbarkeit setzt."
Die Interessenlage: Das Geschäft mit den Pornoseiten im Netz setzt auf einen niederschwelligen Zugang. Der Konsum soll also möglichst einfach verfügbar sein.
Denn: Im Netz sorgen Pornos für viel Datenverkehr, der den Anbietern hohe Werbeeinnahmen sichert. Das zeigt sich in einem Ranking der reichweitenstärksten Onlineangebote in Deutschland. Hier sind Pornoportale wie Xhamster oder Pornhub unter den Top 20.
Strenge Alterskontrollen wären demnach konform mit dem Jugendschutz, würden aber im Gegensatz zum Geschäftsmodell der Anbieter stehen. Internetprovider wie Eins und Eins lehnen die freiwillige Sperrung der Portale offenbar ab, wie sie jetzt dem Spiegel und Golem mitteilten.
Der Tenor der Provider: Wenn Sperre, dann nur nach behördlicher Anordnung und sorgfältiger Prüfung. Denn die Provider bekennen sich zum Jugendschutz, haben aber auch die Rechte anderer Beteiligter im Blick, wie die wirtschaftlichen Interessen des Anbieters und die der volljährigen Userinnen und User.
Websperren in der Kritik
Vor dem Schritt einer freiwilligen Sperrung der Provider sehen sie die Verantwortung bei den Pornoportalen selbst. Einige der reichweitenstarken Portale sind allerdings im Ausland registriert. Der Anbieter Youporn beispielsweise ist auf Zypern gemeldet. "Was dann wiederum das nächste Problem ist, weil dann womöglich nicht die deutschen Vorschriften gelten, sondern die zyprischen", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll. Zumal Nutzerinnen und Nutzer trotz einer Sperre die Inhalte über eine VPN-Zugang weiter konsumieren könnten.
Kritikerinnen und Kritiker eines Verbots von Pornoseiten fordern stattdessen mehr sexuelle Aufklärung und alternative Projekte zu dem Thema wie feminitische Pornos. Denn die Sperren seien nicht nur ein massiver Eingriff ins Netz, sondern pädagogisch auch nur wenig wirksam.
"Es läuft jetzt wohl alles auf einen langen juristischen Konflikt hinaus – und bis zu dessen Ende wird sich wohl nicht viel ändern."