Dieser eine Track, der zum Sonnenlicht und zur Urlaubsstimmung gehört, den kennen alle. Und das ist der Sommerhit. Aber warum haben alle einen eigenen?

Leises Plätschern, eine Sonnenliege und Eiswürfel, die im Glas klimpern: Da trägt die warme Luft eine Melodie herbei. Wir können sie nicht vergessen. Es ist unser Sommerhit. "Despacio" von Luis Fonsi ist für Jan Dahlmann so ein Titel – der Track ist aber immerhin schon sieben Sommer alt.

Viral ja, Megahit nein

Und den einen Sommerhit gibt es eigentlich nicht mehr so richtig, findet der Deutschlandfunk-Nova-Reporter. Zwar gebe es immer noch Sommersongs, die viral gehen und viel gehört werden, aber selten so, dass sie verschiedene Zielgruppen erreichen.

"In den letzten Jahren gab es auch noch andere große Hits, aber gefühlt nicht mehr den Sommerhit, der wirklich überall auf Dauerschleife läuft."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Allgemein sind die Charts ein guter Indikator. Wenn ein bestimmter Song im Sommer sehr lange oben in den Charts ist, könne man schon von einem Sommerhit sprechen, sagt Jan Dahlmann.

Und auch da gibt es eine ziemliche Vielfalt: die deutschen Single-Charts zum Beispiel, Indie-Charts, UK-Charts und Alternative-Charts – um nur eine Auswahl zu nennen. Billboard.com listet allein 15 verschiedene Charttypen (Stand 17.07.2024).

Ein ausdifferenziertes Angebot

Früher waren Sommerhits deutlicher zu erkennen, bestätigt David-Emil Wickström. Er ist Studiengangsleiter Popmusikdesign und Weltmusik an der Popakademie Baden-Württemberg.

Stichwort Zielgruppen: Für den einen Sommerhit differenziert die Musikindustrie heute ihr Angebot zu stark aus. Außerdem sei auch der Medienkonsum ausdifferenzierter als früher. Es gebe nicht mehr den einen TV-Sender, die eine Radiosendung oder die eine Gameshow, wie noch in den 1980er und 1990er-Jahren.

"Wir haben eine weit differenzierten Aufsplittung in der Musikindustrie an Zielgruppen heran. Wir haben auch keine klaren Massenmedien mehr."
David-Emil Wickström, Musikwissenschaftler, Popakademie Baden-Württemberg

Also hat Jan Dahlmann für einen individuellen Einblick Leute auf der Straße nach ihren Sommerhits gefragt. Dabei kamen diese Tracks heraus:

  • Fuffifufzich feat. Magic Island "Heartbreakerei"
  • Avicii "Levels"
  • Parra for Cuva "Ventilate"

Die folgenden Eigenschaften sind für einen guten Sommersong, wie individuell er auch sein mag, schonmal kein Hindernis, findet Jan Dahlmann:

  • Eingängigkeit
  • in der Sprache beliebter Urlaubsländer getextet (Spanisch, Portugiesisch)
  • Thematisch passend zum Sommer
"In einem typischen Sommersong geht es um den Sommer oder um Liebe, um Sex, um Party, solche Sachen eben."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter
Shownotes
Pop und Sonne
Sommerhits – keiner für alle
vom 17. Juli 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk-Nova-Reporter