Gesundheit! Das werden wir in den kommenden Tagen öfters hören – oder sagen müssen. Denn es fliegen ungewöhnlich viele Pollen für diese Jahreszeit durch die Luft. Warum das so ist, weiß Peter Neuhaus aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion.
Die Nase läuft, der Kopf ist dick – aber es ist keine Erkältung. Menschen mit Allergien kennen das Gefühl. Wer allergisch auf bestimmte Pollen reagiert, fühlt sich jetzt schon so. Hasel- und Erlenpollen fliegen zum Beispiel schon durch die Luft.
"Das ist nichts Außergewöhnliches – aber, die Intensität, die ist alles andere als normal."
Dass es schon Hasel- und Erlenpollen in der Luft gibt, ist nichts Außergewöhnliches. Haselpollen können sogar schon im Dezember unterwegs sein, sagt Peter Neuhaus aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion. Ungewöhnlich ist die Menge an Pollen, die zurzeit in der Luft zu finden sind.
Bei Erlenpollen wurde ein Allzeit-Rekord gemessen
Dabei ist die Konzentration der Erlenpollen an manchen Stellen in Deutschland besonders hoch. Experten der Freien Universität in Berlin haben sogar einen Allzeitrekord gemessen: mehr als 2000 Erlenpollen pro Kubikmeter Luft. Der bisherige Höchstwert lag bei rund 1100 Erlenpollen pro Kubikmeter Luft – und wurde vor zwei Jahren gemessen. Auch die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst spricht von "selten beobachteten Niveaus".
"Da kommt gerade einiges zusammen: Es ist ungewöhnlich warm und trocken. Dabei hilft dann auch noch, dass es gerade oft windig ist."
Eine mögliche Erklärung: das Wetter. Im Moment ist es für den Monat Februar außergewöhnlich warm und trocken. Die Kätzchen der Erle sind dadurch fast zeitgleich herangereift. Kätzchen, so heißen die Blüten – längliche Gebilde, die von der Erle hängen. Hinzu kommt: Es ist windig. Daher können die Pollen sich gut in der Luft verbreiten.
Klimawandel scheint eine Rolle zu spielen
Tatsächlich scheint der Klimawandel eine Rolle beim zunehmenden Leid von allergischen Menschen zu spielen: Denn grundsätzlich fangen die Pflanzen schon früher an zu blühen, wenn es wärmer ist – dadurch wird die pollenfreie Zeit kürzer.
"Diesen Trend beobachten Experten so seit etwa 20 Jahren. Der Klimawandel spielt offenbar eine große Rolle. Dazu kommt noch, dass hier bei uns neue Pflanzen gut klarkommen, weil es wärmer wird."
Ein Beispiel für zusätzliche neue Pflanzen, die durch das wärmere Klima gut bei uns klarkommen, ist das Beifußblättrige Traubenkraut – auch Ambrosia genannt. Ambrosia stammt eigentlich aus Amerika, aber hat sich hier sehr gut verbreitet. Die Pollen der Ambrosia lösen nur leider bei einigen Menschen Allergien aus.
Nach Hasel und Erle kommt die Birke
Die hohe Konzentration der Pollen soll erst mal so bleiben, sagt Peter – vorausgesetzt, die Vorhersagen bestätigen sich. Nach und nach sollte für Menschen, die gegen Hasel und Erle allergisch sind, das Schlimmste überstanden sein. Es sei denn, sie sind auch gegen Birkenpollen allergisch. Denn die stehen schon in den Startlöchern.
"Die Birke könnte wegen des Wetters auch schon früher mit Pollen um sich werfen als üblich, es könnte schon Anfang März losgehen, da sind sich die Experten aber noch nicht einig. Aber wenn – dann sind Erle und Birke gleichzeitig unterwegs."
Mit ein bisschen Pech ist es sogar so, dass auch die Birke aufgrund des Wetters früher ihre Pollen loslässt als gewöhnlich – das wäre dann Ende März. In dem Fall könnte es sogar sein, dass sie zeitgleich mit Erle und Hasel in der Luft wäre. Dabei gilt die Birke als besonderer Schreck für Allergiegeplagte. Denn sie gibt im Vergleich zu anderen Bäumen mehr Pollen auf einmal ab.
Vorsicht bei Kreuzallergien
Gerade bei Frühblühern wie Erle und Birke kommt das Phänomen der Kreuzallergie häufiger vor: Die Allergene dieser Bäume ähneln sich untereinander, aber auch anderen Allergenen, zum Beispiel denen von Äpfeln. Der Körper reagiert dann also auch, wenn wir als allergischer Mensch einen Apfel essen. Birkenpollen-Allergikerinnen haben eine besonders lange Liste von Kreuzallergien zu fürchten: Neben Äpfeln können ihnen zum Beispiel auch Kiwis, Erdbeeren oder Nüsse zu schaffen machen.
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