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Die Philosophie des Abolitionismus will das staatliche Gewaltmonopol abschaffen. Welche Argumente der Ansatz dafür anführt und wie Sicherheit stattdessen entstehen soll, erklärt der Politikwissenschaftler Michael Haus in seinem Vortrag.

Eine Welt ohne Polizei und ohne Gefängnisse, das hört sich erstmal ziemlich beängstigend an. Genau das aber ist der Ansatz des Abolitionismus. Diese politische Theorie will Sicherheit anders herstellen, in lokalen Gemeinschaften und unter der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Michael Haus ist Politikwissenschaftler an der Uni Heidelberg. In seinem Vortrag erläutert er, wie sich der Abolitionismus historisch entwickelt hat und ordnet die Polizeikritik des Ansatzes kritisch ein.

Kritik an der Polizei

Der Abolitionismus argumentiert, die Polizei sei historisch entstanden, um unterdrückte Gruppen zu kontrollieren und würde diesen historischen Schatten nicht loswerden, erklärt der Politikwissenschaftler. Für marginalisiert Gruppen stelle das Vorgehen der Polizei eine existentielle Bedrohung dar, während privilegierte Gruppen mehr Ressourcen hätten, um mit Strafen umzugehen.

So sind Strafen bei Fahren ohne Ticket beispielsweise für marginalisiert Gruppen existentiell, weil diese nicht genügend Ressourcen haben, um die Geldstrafe zu zahlen, sagt Michael Haus.

"Der Abolitionismus vertritt die These, dass Sicherheit ohne staatliche Gewaltmittel die Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft darstellt. Ohne staatliche Gewaltmittel, das heißt dann auch ohne Polizei."
Michael Haus, Politikwissenschaftler

Michael Haus ordnet den Abolitionismus zwischen dem Anarchismus und dem Kommunitarismus ein. Der Abolitionismus will keine Revolution, bei der vom Machtzentrum aus alles verändert wird, erklärt Michael Haus. Vielmehr gehe es um eine schrittweise Veränderung und den Aufbau von alternativen Strukturen zur Herstellung von Sicherheit.

"Wie haben Menschen, die Jahrhunderte lang Benachteiligung und Unterdrückung erfahren haben, es geschafft, in ihren Gemeinschaften zu überleben und welches solidarische Potential steckt da drin?"
Michael Haus, Politikwissenschaftler

Michael Haus ist Politikwissenschaftler an der Universität Heidelberg und unter anderem auf Politische Theorie spezialisiert. Sein Vortrag hat den Titel "Sicherheit ohne Polizei? - Die Perspektive des Abolitionismus" und Michael Haus hat ihn am 26. Januar 2025 im Rahmen Tagung "Perspektive Rojava. Demokratische Visionen aus Nord- und Ostsyrien" gehalten. Veranstaltet wurde die Tagung vom Collegium Academicum Heidelberg.

Shownotes
Polizeikritik
Sicherheit ohne Staatsgewalt?
vom 18. April 2025
Moderation: 
Nina Bust-Bartels
Vortragender: 
Michael Haus, Politikwissenschaftler, Uni Heidelberg