Die einen sind in Parteien aktiv, andere engagieren sich ohne Parteibuch. So wie die Autorin, Bloggerin und Feministin Anne Wizorek.
Gerechtigkeit der Geschlechter - ein Thema, bei dem es um mehr als die Frauenquote geht. Anne Wizorek macht sich seit vielen Jahren dafür stark. Bekannt geworden ist sie, als sie 2013 unter dem Hashtag #Aufschrei, die Debatte um Alltagssexismus in Bewegung brachte. In ihrem Buch "Weil ein #Aufschrei nicht reicht" geht sie auch darauf ein, was wir tun können. Na, und was die Politik machen müsste.
Wenn struktureller Sexismus am Werk ist
Anne Wizorek setzt sich mit ihrem feministischen Engagement dafür ein, dass keine politische Handlungsflaute herrscht. In verschiedenen Netzwerken, als Speakerin oder als Autorin. Zu tun in Sachen Geschlechtergerechtigkeit gebe es nämlich noch genug, sagt die 35-Jährige.
Es sei wichtig, sagt sie, dass die Parteien bei der Frauenquote und Lohngerechtigkeit nachbessern wollen. Aber ein weiteres Thema muss ihrer Meinung nach mehr in den Fokus gerückt werden.
"Ganz dringend sollte sich das Thema Gewalt gegen Frauen angeguckt werden. Das Beratungs- und Hilfsangebot muss ausgebaut und finanziell gestützt werden. Hier ist der Bedarf wesentlich größer, als das, was abgedeckt werden kann."
So gäbe es immer wieder Schwierigkeiten mit der Finanzierung, Frauenhäuser könnten aufgrund des finanziellen Rahmens nicht allen helfen: "Sie müssen ganz viele Betroffene ablehnen," sagt Anne Wizorek.
Als weiteres akutes Problem benennt sie die Betreuung von Schwangeren durch Hebammen. Regierung und Parteien hätten sich bisher kaum um dieses Thema gekümmert.
"Dass Frauen eine sichere Geburt am Ort ihrer Wahl durchführen können - das ist in Deutschland gerade nicht gegeben. Und das verschlechtert sich sogar noch."
Anne Wizorek sagt, dass hier auch hineinspiele, dass soziale Berufe und Pflegeberufe in unserer Gesellschaft nicht so wertgeschätzt würden, wie es eigentlich notwendig sei. Also: extreme Belastung und so schlecht bezahlt, dass eine Absicherung im Alter kaum möglich sei. "Das hängt damit zusammen, dass viele dieser Berufe vorwiegend von Frauen ausgeübt werden. Da merken wir dann, wie struktureller Sexismus am Werke ist."
"Ehegattensplitting muss auf jeden Fall abgeschafft werden."
Vereinbarung von Job und Familie? Das sei unter diesen Voraussetzungen schwer, sagt Anne Wizorek. Was die nächste Regierung besser machen könnte, dafür hat sie konkrete Ideen: Beispielsweise dem Ehegattensplitting zur Leibe rücken. Das Splitting stärke das gesellschaftliche Bild des Alleinverdieners und verschlechtere eher die Position von Frauen, die weniger verdienen.
Letztlich mache sich diese Rolle auch bei den Rentenansprüchen negativ bemerkbar. Für viele Frauen entstehe so eine Lücke bei der Altersvorsorge."Neben dem Gender-Pay-Gap gibt es auch den Gender-Pension-Gap", erklärt Anne Wizorek. Demnach bekämen Frauen im Schnitt 60 Prozent weniger Altersabsicherung als Männer.