Armut spaltet eine Gesellschaft in die, die etwas haben, und die, die nichts oder zu wenig haben. Wie reagieren wir darauf? Ein Vortrag von Politikwissenschaftler Philipp Lepenies.
Vielleicht ist es ja ganz einfach: Wer mehr hat, muss abgeben an die, die weniger haben. Aber auf diesen Lösungsvorschlag folgt meist prompt der Einwand: Unterstützung führt nur dazu, dass Arme es sich in ihrer Armut bequem machen. Über Fragen des Ausgleichs zwischen Arm und Reich wird schon seit Jahrhunderten diskutiert.
"Mich interessiert, wann und warum jemand behauptet, Armut sei die Hölle oder Armut sei der Himmel."
Wem geben wir Geld und zu welchen Bedingungen? Diese Fragen wurden im England des 17. Jahrhunderts heftig diskutiert. Der Auslöser: Die so genannten Old Poor Laws. Die wurden im Jahr 1597 von Elizabeth I. erlassen und besagten, dass Arme, die zu krank oder alt zum Arbeiten waren, finanzielle oder materielle Unterstützung erhalten sollten. Das alles musste innerhalb der Gemeinde geregelt werden, das Geld kam von den Gemeindemitgliedern, die mehr hatten.
"1597 entstehen in England die Old Poor Laws. Das ist die Geburtsstunde des europäischen Wohlfahrtsstaats."
Die Old Poor Laws waren die Geburtsstunde des europäischen Wohlfahrtsstaats, sagt Philipp Lepenies. In seinem Vortrag erzählt der Politikwissenschaftler, wie die Old Poor Laws in England über zwei Jahrhunderte hinweg eine Diskussion über Armut, Transferleistungen und gesellschaftliches Überleben beförderten. Die Grundstruktur dieser Diskussion ist auch heute noch ähnlich der damaligen.
"Erst durch den Transfer von denen, die nicht arm sind, zu denen, die arm sind, kommt es überhaupt dazu, dass man sich gesellschaftlich damit befasst, was Armut ist und wie man ihr am besten begegnet."
Philipp Lepenies Vortrag hat den Titel "Höllen der Armut". Er hat ihn am 22. September 2018 beim Philosophicum Lech in Österreich gehalten. Das Thema der Tagung war "Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen".
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