Seit
Jahren kämpfen Frauen in
Polen gegen noch strengere Regeln bei
Schwangerschaftsabbrüchen. Jedoch
das
polnische Parlament berät über
die
weitere
Verschärfung.
Wie
sie laut, kreativ und mit
Abstand dagegen demonstriert,
erklärt
die Aktivistin Aleksandra
Magryta.
Hunderttausende Frauen, in Schwarz gekleidet, mit aufgespannten Regenschirmen, zogen durch die Städte Polens – durch Warschau, Krakau, Breslau, Danzig oder Lublin. Sie waren wütend. Denn das ohnehin sehr restriktive Abtreibungsgesetz sollte weiter verschärft werden. Das war vor vier Jahren. Die Frauen waren damals mit ihrem Czarny Protest, übersetzt der Schwarze Protest, erfolgreich. Doch die nationalpopulistischen Regierung ließ ihr Ziel, eine weitere Verschärfung, nicht aus den Augen.
Ein neuer Schwarzer Protest
Vier Jahre später hat sich nicht viel geändert: Noch immer steht ein totales Abtreibungsverbot auf der Agenda der radikalen Abtreibungsgegner. Und wieder demonstrieren Frauen für ihr Recht auf Selbstbestimmung – trotz Covid-19 und dem Pandemie-Zustand.
Diesmal demonstrieren sie nicht in schwarz oder mit Schirm, sondern mit Autokorsos und Hupkonzerten, mit Plakaten und Balkonprotesten. Denn eigentlich sind Demonstrationen und Menschenansammlungen momentan strengstens verboten, erzählt Aleksandra Magryta. Sie setzt sich seit Jahren in Polen für Frauenrechte ein.
"Die Menschen sind auf die Straße gegangen mit zwei Metern Distanz. Manche machen Balkonproteste mit Postern oder schwarzen Regenschirmen, dem Symbol der Frauenbewegung."
Die Message der Frauen ist eindeutig: Wir sind da, wir sind laut und wir kämpfen weiter – auch während des Corona-Shutdowns. So wollen sie verhindern, dass die lang geplanten Gesetzesverschärfungen still und heimlich durch das Parlament gewunken werden.
Aleksandra Magryta ist besorgt, denn es ist nicht der einzige Gesetzesentwurf, über den abgestimmt wird. Es gehe außerdem darum, dass sexuelle Bildung in Schulen verboten werden solle, sagt die Aktivistin.
"Es geht darum, dass wir die freie Wahl haben, abzutreiben oder nicht."
Internationale Solidarität
In Berlin und anderen europäischen Städten demonstrieren Menschen, um ihre Solidarität zu zeigen. Und auch die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, schrieb auf Twitter, dass Polens Abgeordnete die Abtreibung nicht kriminalisieren sollten, sondern einen Abbruch auch auf Wunsch der Frauen in einer frühen Phase der Schwangerschaft legalisieren sollten.
Derzeit ist ein Schwangerschaftsabbruch in Polen in nur drei Fällen erlaubt: wenn Gefahr für Leben und Gesundheit der werdenden Mutter droht, bei einer schweren Missbildung des Fötus oder nach einer Vergewaltigung.
Mit einem neuen Gesetz soll eine Abtreibung dann nicht mehr möglich sein, wenn eine Krankheit beim Kind befürchtet wird. Das machte bisher einen großen Teil der wenigen noch stattfindenden Abtreibungen in Polen aus.
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