Manchmal braucht es nur dieses eine echte, strahlende Lächeln und schon sind wir wieder besser drauf. Und müssen oft selber lachen. Diesen Reflex wollen sich Forscher des University College London zunutze machen. Ihre App "Pocketsmile" soll Menschen glücklicher machen.

Die Idee der britischen Hirnforscher: Per App wollen sie Menschen helfen, die unter depressiven Verstimmungen leiden und etwa auf einen Therapieplatz warten. Neurowissenschaftlich belegt ist nämlich, dass wir Menschen unwillkürlich die Mimik unseres Gegenübers imitieren. Ein Lächeln ist also tatsächlich ein bisschen ansteckend.

Aufheiterung trotz künstlichen Lächelns

Pocketsmile sorgt dafür, dass den Anwendern das Lächeln nicht ausgeht. Jeden Tag bekommen die Nutzer Bilder von ganz normalen lächelnden Menschen zugesandt. Noch ist die App der britischen Hirnforscher in der Testphase. Im Moment helfen die Nutzer den Forschern, gleichzeitig wichtige Erkenntnisse über die Wirkung zu sammeln.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Die App kann sich jeder für Android und iOS kostenlos downloaden. Javier Elkin, der Pocketsmile mitentwickelt hat, betont aber, dass die App sich ausdrücklich nicht an schwere Fälle einer klinischen Depression richtet. Er wertet in seiner Doktorarbeit aus, wie gut die Mechanik des Zurücklächelns mit Fotos funktioniert.

"The idea is by showing people smiles we can just boost their mood. They don't have to look at these faces for hours. The smiles just stimulate the muscles and this has an effect on the biological level."
Javier Elkin, Neurologe und Entwickler von "Pocketsmile"

Bei der Lächeltherapie geht es vornehmlich um die Stimulation der Muskeln, die wir für ein Lachen benötigen. Wenn ich bewusst einen bestimmten Gesichtsausdruck mache, dann rufe ich damit in meinem Gehirn damit verknüpfte Gefühle hervor.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Das klassische Experiment dazu hat der Sozialpsychologe Fritz Strack schon in den 80er Jahren durchgeführt. Dabei schauen sich die Probanden Cartoons an und stimulieren mit einem einfachen Stift unterschiedliche Gesichtsmimiken. Einmal mussten sie den Stift quer zwischen den Lippen halten, was einem neutralen Gesichtsausdruck gleichkommt. Oder sie bissen mit den Zähnen auf den Stift, wodurch sie automatisch lächelten. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gruppe der Zwangslächler die Cartoons als lustiger empfanden.

In einem anderen Experiment konnte zudem gezeigt werden, dass das so stimulierte Lächeln auch hilft, Stress zu reduzieren, erklärt Javier Elkin.

"For example the scientists told people to hold chopsticks in their mouth and posing a smile or a neutral expression. And they saw that this allowed them to recover from stress more easily."
Javier Elkin, Neurologe und Entwickler von Pocketsmile

Um den aufheiternden Effekt der Fotos besser einschätzen zu können, haben die Wissenschaftler noch eine Art Kontrollfunktion eingebaut. In der insgesamt 20 Tage langen Versuchsphase bekommen die Nutzer an zehn Tagen Bilder von schönen Landschaften. Die sind zwar angenehm anzuschauen, übertragen aber keinen Gesichtsausdruck. Erst in der Auswertung wird sich zeigen, ob das Lächeln uns tatsächlich mehr aufheitert.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Pocketsmile
Lächeln als App-Therapie
vom 28. Dezember 2016
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Verena von Keitz, DRadio Wissen