Tess Holliday hat Kleidergröße 52 und nennt sich selbst fett. Die Cosmopolitan setzt sie auf ihr Cover. Im Netz wird heftig diskutiert: Wird damit eine Krankheit, nämlich Fettleibigkeit, abgefeiert?
Tess Holliday brach in Tränen aus, als sie die Anfrage vom Magazin Cosmopolitan erhielt. Das erzählte die 33-Jährige der BBC in einem Interview. Noch nie habe solch ein Magazin jemanden wie sie, mit einem wirklich fetten Körper, auf dem Cover gebracht.
Tess Holliday hat Kleidergröße 52. Das Profi-Model sieht sich als "Body Positivity Aktivistin" und bezeichnet sich als fett. Sie will, dass sich Menschen, die nicht dem Standard-Körperideal entsprechen, schön fühlen können. Und zwar so, wie sie sind, ohne vermeintlich perfekt zu sein.
Wird hier Fettleibigkeit bejubelt?
Das Model hat rund 1,6 Millionen Follower auf Instagram, die sie für das Cover feiern. Viele haben keine Lust mehr auf den immer gleichen Frauentyp, der in den Medien dargestellt wird: groß, schlanke Hüfte, 90-60-90 als Standardmaß.
Doch es gibt auch viele kritische Stimmen, die finden, dass hier ein Körper gefeiert wird, der das Spiegelbild einer Krankheit sei, nämlich der Adipositas, also der Fettsucht. Die Cosmopolitan könnte mit dem Cover Menschen signalisieren, dass Fettleibigkeit in Ordnung ist und eben keine Krankheit darstelle.
Ruft die Cosmopolitan einen neuen Trend aus?
Der Streit im Netz wird weitergehen. Bleibt die Frage, ob die Cosmopolitan einen neuen Trend gesetzt hat und Frauen wie Männer auf Covern diverser werden oder das Ganze eine einmalig Sache bleibt. Ob wir eine Trendwende sehen, da ist sich auch Stevie Schmiedel unsicher. Sie ist Geschäftsführerin der Organisation Pinkstinks, die sich gegen Sexismus in der Werbung einsetzt.
"Vielleicht war es ein einmaliger Event oder es ist der Start dazu, dass auch mal andere Frauenkörper zu sehen sein dürfen."
Wir werden sehen, ob mehr Magazine nachziehen und nicht mehr nur perfekte Körper abgebildet werden.
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