Deutscher Plastikmüll landet in südostasiatischen Flüssen. Warum ist der da? Weil wir ihn dahin exportieren und Geld damit verdienen. Laut dem Naturschutzbund Deutschland landet so jedes Jahr eine Million Tonnen deutschen Plastikmülls im Ausland. Später auch in den Weltmeeren.
Ein großer Schiffscontainer voll beladen mit Plastikmüll verlässt einen deutschen Hafen und bringt unsere Verpackungsabfälle in ein anderes Land. Die Menschen dort kümmern sich um unseren Kunststoffmüll und wir bekommen im Gegenzug Geld für unseren Export. Aus den Augen, aus dem Sinn: Unser Müllproblem scheint damit gelöst.
Laut dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (Nabu) landen ungefähr sechs Millionen Tonnen Plastik jedes Jahr bei uns im Müll. Davon exportieren wir etwa eine Million ins Ausland. Ein Teil dieser Million bleibt in der EU und geht in die Niederlande, nach Polen, Österreich und auch Tschechien, sagt Michael Jedelhauser, Referent für Kreislaufwirtschaft beim Nabu.
"Beim exportierten Müll, der auf Deponien in Südostasien landet, geht es weniger um Verpackungsabfälle der Endverbraucher, sondern vor allem um Abfälle der Industrie."
Den anderen Teil schicken wir unter anderem nach Malaysia, Hongkong, Indien, Vietnam und Indonesien. Nach Südostasien komme aber vor allem der Plastikmüll der Industrie, weniger die Verpackungsabfälle der Privathaushalte aus der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack, sagt Michael Jedelhauser. Letztere bleiben zu 90 Prozent in Deutschland und gehen hier in die Verwertung.
"Länder wie Malaysia dienen als Müllkippe für unsere Abfälle."
Mit dem Exportieren unserer Kunststoffabfälle würde wir Länder wie Malaysia als Müllkippe benutzen. Es zeigt: Müll ist ein globales Problem, so der Experte für Kreislaufwirtschaft.
Zudem seien die Entsorgungs- und Verwertungsstandards in einigen der Exportländer oft niedrig, erklärt er. Die Folge: Unser Kunststoffmüll kann in den jeweiligen Ländern für große Umweltprobleme sorgen. Ein Großteil des Mülls landet zum Beispiel in den Flüssen Südostasiens und dann weiter in den Weltmeeren, wie Forschende vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf schon 2017 herausfanden.
Gerade gemischte Plastikabfälle, sind schwer zu recyceln, hier sei es sehr wahrscheinlich, dass die Zielländer den Müll entweder lagern, verbrennen oder er landet eben in der Natur.
Deutschland schiebt seinen Plastikmüll ins Ausland
Welchen Anteil haben die deutschen Müllexporte an der Umweltverschmutzung? Laut des Experten sei das schwer zu sagen. Denn: Dem globalen Abfallsystem fehle es an Transparenz. Um die weltweiten Plastikexporte stärker zu regulieren, wurde daher im Mai 2019 das "Baseler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung" verschärft.
Aktuell ist es noch nicht rechtskräftig: Dafür muss es erst in den Regeln der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und anschließend in der EU-Gesetzgebung festgehalten werden. Das Problem: Die USA haben Einspruch gegen das Abkommen eingelegt. Damit ist die Zukunft des Abkommens im Detail gerade nicht klar.
Weniger Abfälle, weniger Probleme
Der Nabu fordert daher: Abfälle vermeiden. Es fehle ein Kreislauf der Langlebigkeit, in dem es zum Beispiel mehr Mehrwegsysteme und weniger Einwegnutzung gebe, erklärt Michael Jedelhauser. Denn: Gebe es weniger Abfälle, bräuchten es weder den Müllexport noch bestimmte Abkommen.