Die Menge der Plastik-Verpackungsabfälle hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Henning Wilts vom Wuppertal Institut fordert eine Markierungspflicht – denn fürs Recycling sind vor allem die verschiedenen Plastiksorten ein Riesenproblem.

Gut 16.000 Tonnen täglich beziehungsweise sechs Millionen Tonnen im Jahr: In Deutschland kommt massenweise Plastikmüll zusammen. Da der Abfall schlecht zu recyceln ist und so gut wie ewig braucht, um zu zerfallen, ist er ein besonderes Problem für die Umwelt – und wegen der Mikroplastikbelastung auch für die menschliche Gesundheit.

16.000 Tonnen – am Tag

Das Problem: Der Plastikmüll wird nicht weniger, sondern immer noch mehr. Noch bis zum 1. Dezember 2024 versucht das Intergovernmental Negotiating Committee on Plastic Pollution (INC) der Vereinten Nationen, ein weltweites Abkommen zur Reduktion der weltweiten Plastikmüllmenge zu erreichen.

"Wir haben in Deutschland in den letzten 20 Jahren die Plastikverpackungsabfälle pro Kopf verdoppelt."
Henning Wilts, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie
Den Grünen Punkt gibt es seit 1990: Verbrauch von Kunststoffverpackungen in Deutschland in den Jahren 1991 bis 2021(in 1.000 Tonnen)
Verbrauch von Kunststoffverpackungen in Deutschland in den Jahren 1991 bis 2021 (in tausend Tonnen)

Seit etwa 2004 hat sich die Menge der Plastikverpackungsabfälle verdoppelt, sagt Henning Wilts. Er arbeitet für das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie und leitet dort den Forschungsbereich Kreislaufwirtschaft.

Müllvermeidung vor Recycling

Konsumierende könnten kritisch nachfragen und versuchen, Mehrwegverpackungen zu pushen, findet Henning Wilts.

Prinzipiell gelte: Vermeiden vor Recyceln. Das hält der Experte in erster Linie für eine Aufgabe für die Unternehmen, nicht für die Konsumierenden. Plastik ist viel zu billig, sagt Wilts. Eine Plastiksteuer könnte helfen. Wie er sich die globale Verpflichtung der plastikproduzierenden Industrie konkret vorstellt, hat Wilts in einem Press Briefing des Science Media Centers vorgestellt.

"Wir gehen häufig in Supermärkte, wo es Mehrweg überhaupt nicht gibt."
Henning Wilts, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie

Die Recyclingquote ließe sich vielleicht noch erhöhen, wenn es eine Markierungspflicht für Plastik gäbe, sagt der Volkswirtschaftler. Die Inhaltsstoffe des Mülls beziehungsweise die spezifische Zusammensetzung des jeweiligen Plastiktyps ließe sich dann nach der Verwendung automatisiert auslesen.

Markierungspflicht für Plastik?

So könnte ein größerer Teil des Plastiks recycelt werden. Denn vor allem die Vielzahl der verschiedenen Plastikmaterialien stellt beim Reyceln bislang ein massives Hindernis dar.

"Ich bin ich eher dafür, die Hersteller in die Pflicht zu nehmen. Wir bräuchten eine klare Markierung für alle Plastikabfälle, für alle Verpackungen."
Henning Wilts, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie
Shownotes
Verpackungsmüll
Plastik: am besten vermeiden – aber zumindest markieren
vom 26. November 2024
Moderation: 
Till Haase, Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Henning Wilts, Leiter des Forschungsbereichs Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie