In Frankreich darf ab 2022 bestimmtes Obst und Gemüse nicht mehr in Plastik verkauft werden. Sofort verschwinden die Verpackungen aber nicht aus den Supermärkten.
Discounter und Supermärkte hatten Zeit, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Seit dem Anti-Verschwendungsgesetz vor zwei Jahren war in Frankreich klar, dass Plastikverpackungen für Lebensmittel keine Zukunft haben. Bis 2040 will das Land ganz ohne Einwegplastik im Einzelhandel auskommen.
Den Anfang macht kommendes Jahr ein Verbot, das Plastikverpackungen für rund 30 Obst- und Gemüsesorten abschafft. Geschäfte dürfen sechs Monate lang aber noch ihre Restbestände verkaufen, erklärt Linda Schildbach, ARD-Korrespondentin für Frankreich.
"Schnell verderbliche Lebensmittel wie Pfirsiche und Tomaten dürfen bis Juni 2023 in Plastik verpackt werden. Für reifes Obst gibt es eine Sonderregel bis 2026."
15.000 Euro Strafe bei Verstoß
Wie ernst Frankreich es meint, machen die Strafen deutlich. Verstößt jemand gegen die Auflage, droht eine Geldstrafe von bis zu 15.000 Euro.
Die Politik in Frankreich kommt den Händlerinnen und Händlern aber entgegen: Für einige schnell verderbliche Lebensmittel wie Pfirsiche und Tomaten gilt eine längere Übergangsfrist bis Juni 2023, "um eine praktikable und zufriedenstellende Lösung zu finden", so Linda Schildbach. Für sehr empfindliche Früchte wie Beeren oder reifes Obst endet die Übergangsfrist im Juni 2026.
Die Regierung hofft, dass mit dem Plastikverbot für die rund 30 Obst- und Gemüsesorten mindestens eine Milliarde Verpackungen jedes Jahr vermieden werden. Über ein Drittel aller Obst- und Gemüsesorten werden in Frankreich üblicherweise für den Verkauf in Plastik verpackt.
"Ich sehe in Supermärkten schon jetzt keine Plastiktütchen mehr."
Schon heute werden Lebensmittel vereinzelt in ressourcenschonenden und recycelbaren Verpackungen wie Papier, Karton und Restholz angeboten. "Wenn ich einkaufen gehe, sehe ich keine Plastiktütchen mehr. Es gibt Papiertüten. Meistens bringe ich, wie viele andere auch, einen Beutel mit", erzählt Linda Schildbach.
Gemischte Meinungen bei Konsumierenden
91 Prozent der Französinnen und Franzosen gaben bei einer Befragung an, es sei für sie ein Kaufkriterium, wenn Lebensmittel weniger verpackt sind, erläutert sie. Auf der anderen Seite hätten 60 Prozent der Menschen in Frankreich noch nie unverpacktes Gemüse gekauft.
Zum einen sei es laut den Befragten zu zeitaufwendig, weil sie das Obst länger anschauen würden. Ein anderer Grund, warum viele Menschen in Frankreich aktuell lieber verpacktes Obst kaufen, sei auch die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.