Joghurtbecher, Flaschen und Mülltüten: Plastik kann weiterhin die Natur zerstören. Das UN-Abkommen zur Verringerung des Plastikmülls ist gescheitert. Wie kann die Umweltverschmutzung gestoppt werden? Und welche Rolle spielt deutscher Müll in Asien?
Hunderttausende Tonnen Plastikmüll exportiert Europa jährlich nach Südostasien. Und auch deutscher Abfall reist um die Welt – unter anderem nach Malaysia. Im vergangenen Jahr ist die Exportmenge aus Deutschland fast um die Hälfte gestiegen.
Ein Importgeschäft, an dem Unternehmen besonders viel verdienen, wenn die Entsorgung wenig kostet. Zudem ist die Recycling-Infrastruktur in vielen Ländern, die Kunststoff-Abfall importieren, oft mangelhaft. Deswegen landet auch deutscher Plastikabfall oft auf illegalen malaiischen Deponien.
Dort wird er zur Gefahr für Mensch und Umwelt. Täglich kommen zehntausende Container in malaiischen Häfen an. Aufgrund der Masse an Müllexporten können die Behörden nur Stichproben durchführen.
"Die Behörden kontrollieren nur eine Handvoll, also es gibt nur ganz vereinzelt Stichproben. Dadurch geht vieles unbemerkt ins Land: Dreckiger und zum Teil nicht recycelbarer Müll."
UN-Verhandlungen gescheitert
Um diesen Missstand in Ländern, die Abfälle aus Europa importieren, in den Griff zu bekommen, trafen sich Vertreter aus 178 Ländern im südkoreanischen Busan. Die dortigen UN-Verhandlungen sollten Einigungen finden und Regelungen festlegen. Bereits seit zwei Jahren ringt die UN darum, aber auch in diesem Jahr war das nicht möglich. Vor allem einige Olförderländer stellten sich dagegen.
Im kommenden Jahr wird weiterverhandelt
Selbst über die Frage, ob es reicht Abfallsysteme zu verbessern oder ob die Produktion von Plastikmüll verringert werden sollte, blieb man uneins. Das einzige, worauf sich die Länder einigen konnten: dass im kommenden Jahr weiterverhandelt werden soll.
Von den 400 Millionen Tonnen Plastikmüll, die weltweit jährlich produziert werden, werden rund 150 Millionen nicht fachgerecht entsorgt. In Deutschland fallen jährlich rund sechs Millionen Tonnen Plastikmüll an. Etwa die Hälfte davon wird verbrannt. Malaysia ist nach den Niederlanden der zweitwichtigste Abnehmer für deutschen Plastikmüll.
Rund 90.000 Tonnen Plastikmüll werden jährlich nach Malaysia exportiert. Insgesamt wurden 2023 158.000 Tonnen Plastikabfälle aus Deutschland 2023 nach Asien transportiert. Die Angaben sind laut Tagesschau eine Schätzung aus amtlichen Daten und einer Hochrechnung des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft.
Seit China im Jahr 2018 entschieden hat, keinen Plastikmüll mehr zu importieren, wurden die südostasiatischen Länder Malaysia, Indonesien und Vietnam zu großen Abnehmern des deutschen Plastikabfalls.
"Jedes Mal, wenn besonders viel verbrannt wird oder es heftig geregnet hat, dann passiert es immer wieder, dass er [ein Garnelenfarmer] am nächsten Morgen an seinen Garnelenteich geht und alle Garnelen sind tot."
Gefährliche Stoffe, die die Umwelt belastet
Vor allem mehrschichtiger Kunststoff, wie zum Beispiel bei Käse- oder Wurstverpackungen, stellt eine Gefahr für Mensch und Umwelt dar, berichtet unsere Korrespondentin Jennifer Johnston. Sie ist in Singapur und hat Malaysia bereist, um sich die illegalen Mülldeponien anzusehen.
Auch eingefärbtes Plastik, zum Beispiel schwarzer Kunststoff, ist ein Problem, weil es sich nur viel schwieriger oder gar nicht recyceln lässt, sagt Jennifer Johnston, die sich vor Ort mit der Umweltaktivistin Pui Yi Wong getroffen und sich über die Problematik informiert hat.
Die rund 16.000 Zusatzstoffe, die dem Plastik zugefügt werden, sind ebenfalls ein Problem. Rund ein Drittel gelten als gesundheitsschädlich. Bei vielen Additiven weiß man noch gar nicht, wie sie sich auf Umwelt und Organismen auswirken können.
Lebensgefahr für Aktivist*innen
Pui Yi Wong ist eine von mehreren Umweltaktivist*innen, die Proben auf illegalen Mülldeponien und ihre Daten an die Behörden meldet. Dabei müssen die Umweltschützer vorsichtig vorgehen. Zum einen müssen sie sich mit Atemmasken vor den Gasen und dem Gestank der illegalen Deponien schützen, zum anderen vor Bedrohung von denjenigen, die einen Vorteile durch illegale Plastikmüll-Verbrennung haben.
"Illegale Mülldeponien begegnen einem häufig so am Wegesrand. Mitten im Grünen, mitten im Dschungel, teilweise neben Palmölplantagen, rottet das vor sich hin und wird meist in der Nacht in Brand gesetzt."
Die Umweltaktivistin Pui Yi Wong ist Teil des "Basel Action Networks", einer internationalen NGO, die den Export von Giftmüll und giftigen Erzeugnissen von Industrieländern in Entwicklungsländer bekämpft.
Die Aktivistin ist fassungslos darüber, teilt sie unserer Korrespondentin mit, wie es sein kann, dass Müll aus dem Ausland importiert und illegal in Malaysia verbrannt wird, wodurch Umwelt, Menschen und Tiere Schaden nehmen. Sie fordert, dass die Plastikproduktion in den Industrieländern drastisch eingeschränkt werden müsse.
Dass die UN-Plastikmüll-Konferenz gescheitert sei, bedeute für Malaysia, dass weiterhin viel Kunststoffabfall ins Land kommen werde, sagt unsere Korrespondentin.
"Es gibt Studien, die schauen, wie viel Mikroplastik ist im Körper von uns Menschen und bei Menschen in Malaysia wurde die höchste Konzentration von Mikroplastik im Körper gefunden. Das kommt vor allem über den Fischkonsum."
Henning Wilts leitet am Wuppertal Institut die Abteilung für Kreislaufwirtschaft. Er sagt, oft landen etwa landwirtschaftliche Folien in Ländern wie Malaysia. Um sie recyceln zu können, müssen die Etiketten von den Folien entfernt werden. Für Länder wie Deutschland lohne sich das nicht. In Malaysia hingegen gebe es Firmen, die diese Folien aufkauften, um sie aufzubereiten und wiederzuverwerten.
Fehlende Transparenz und Kontrolle
Letztlich fehlt es vor allem an Transparenz und Kontrollen, sagt Henning Wilts. Denn nur so sei es möglich, festzustellen, wer seiner Verantwortung nicht nachgekommen sei, wenn diese Art von Plastikmüll in illegalen Deponien lande. Die Einführung von digitalen Produktpässen könnte dabei helfen, nachzuverfolgen, woher der Plastikmüll stammt und auf welchem Weg er etwa nach Malaysia gelangt ist, so der Experte für Kreislaufwirtschaft.
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