Die Meere sind voll von Plastikmüll, doch wie bekommen wir das Problem in den Griff? Den goldenen Weg gibt es nicht. Das einzige was hilft, ist eine Mischung aus persönlichem Verzicht, Recyceln, Exportieren und Verbrennen.
Plastik ist in fast allem, was wir täglich konsumieren. Kein Wunder: Es ist leicht, billig und es lässt sich vielfach einsetzen. Am meisten wird Plastik für Verpackungen eingesetzt – aber nicht nur. Es sorgt zum Beispiel auch dafür, dass unser Shampoo richtig schön schäumt oder wird verwendet, um Kleidung herzustellen. Das Problem bleibt nur: Keiner weiß wohin mit dem Müll.
Trotz Recycling landet immer mehr Plastik in der Umwelt. Das liegt vor allem daran, dass Recycling nicht immer bedeutet, dass der Müll wiederverwertet wird, erklärt unsere Reporterin Kerstin Ruskowski. In Deutschland wird aus etwa nur der Hälfte der gebrauchten Kunststoffverpackungen wieder neues Plastik gemacht.
Verbrennung zählt auch als Verwertung
Rund ein Drittel des Plastikmülls wird verbrannt – und auch das zählt als Verwertung. Denn, Plastik brennt gut und setzt dabei Energie in Form von Wärme frei. Die kann dann beispielsweise für die Erzeugung von Strom genutzt werden, erklärt Kerstin Ruskowski. Darum nennt sich diese Form des Recyclings auch Energetische Verwertung.
"Insbesondere gemischte Materialien und schadstoffhaltige Kunststoffe lassen sich nicht recyceln. In diesen Fällen ist die energetische Verwertung das richtige und sachgerechte Recycling."
Das macht auch Sinn, denn nicht alle Kunststoffe lassen sich recyceln. Gerade bei Verpackungen, die aus verschiedenen Materialien bestehen, wie beispielsweise ein Tetrapack, oder schadstoffhaltigen Kunststoffabfällen, etwa Abfälle aus dem Krankenhaus, ist es sicherer sie zu verbrennen, sagt Ines Oehme vom Umweltbundesamt.
Müll landet häufig in Asien oder Afrika
Etwa zehn Prozent der Kunststoffabfälle werden ins Ausland exportiert. Laut des Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung ist Deutschland der drittgrößte Plastikexporteur der Welt.
Tatsächlich kann in vielen Ländern ein bisschen mehr recycelt werden als in Deutschland. Denn: In Asien sind die Löhne niedriger, und deshalb lohnt es sich für die müllverarbeitenden Firmen dort, den Müll genauer von Hand sortieren zu lassen – das können Menschen einfach besser als Maschinen, sagt Kerstin Ruskowski. Menschen können in dem Plastikmüll Material finden, das noch recycelt werden kann.
Transport teilweise besser für Umwelt
Zwar ist das Verbrennen des Plastikmülls nicht per se schlecht, ihn zu recyceln ist dennoch besser. Henning Wilts ist Experte für Kreislauftwirtschaft am Institut für Klima, Umwelt, Energie. Er meint: Die Transporte ins Ausland sind grundsätzlich keine schlechte Idee. Denn die Schiffe, die von Asien Produkte nach Deutschland bringen, müssen ohnehin zurück. Statt sie also leer zurückfahren zu lassen, könne man sie auch mit Plastikmüll beladen – und ebenfalls sei es besser, den Plastikmüll dort zu recyceln, als hier zu verbrennen.
Dass unser verschiffter Müll in der Realität im Ausland aber nicht nur vorbildlich auseinander sortiert und wiederverwertet wird, wissen wir aus zahlreichen Dokumentationen, die illegale Müllberge und letztlich auch zugemüllte Flüsse, die zum Meer führen, zeigen. Henning Wilts vom Wuppertal-Institut erklärt, dass das Problem oft schon hier bei uns beginnt.
"In der Praxis passiert es häufig, dass Leute Abfälle mischen, die man hier für viel Geld entsorgen müsste und in andere Länder bringen. Dort werden die verwertbaren Einzelteile noch herausgepickt – und der Rest gelangt über wilde Mülldeponien schließlich ins Meer."
Leider werden viele Materialien exportiert, die nicht recycelbar sind. Damit das nicht passiert, müsste laut Henning Wilts transparenter sein, was exportiert wird. Zöllner am Hafen müssten etwa beim Blick in den Schiffscontainer sehen können, dass die transportieren Kunststoffe tatsächlich recycelbar sind.
Export-Verbote in Diskussion
Andere Länder wie Australien wollen zukünftig Abfälle aus Plastik, Papier und Glas gar nicht mehr exportieren. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller sprach sich jüngst ebenfalls für ein Exportverbot nach Afrika und Asien aus.